Donnerstag, 24.02.2005
Kassjanow will Präsident werdenMoskau. Der russische Ex-Regierungschef Michail Kassjanow will nach eigenen Worten bei der nächsten Präsidentschaftswahl möglicherweise kandidieren. Das erklärte er am Donnerstag vor Journalisten in Moskau. In seiner Kritik am Präsidenten Wladimir Putin wiederholte er fast wörtlich diesbezügliche Äußerungen des US-Präsidenten George W. Bush und seine eigenen Aussagen vor einigen Tagen in den USA.
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Russland bewegt sich falscher Richtung
Wichtig sei nicht“, erklärte Kassjanow, „wer 2008 kommt, wichtig ist, dass dieser Mann sich an die Spitze der Bewegung zu demokratischen Werten hin stellt“. Auf die Frage nach Medienberichten, in denen behauptet wurde, er wolle die rechtsliberale Opposition anführen, antwortete der Politiker, er wolle an einer Verbesserung der Situation in Russland arbeiten, das sich jetzt „in falscher Richtung“ bewege.
Vereinigte demokratische Partei gefordert
Unverzüglich müsse eine vereingite demokratische Partei in Russland gegründet werden, erklärte Kassjanow. „Die Demokraten sind heute einfach verpflichtet, sich zusammenzuschließen“, sagte er. Er sei nicht in die Opposition zu der Staatsführung gegangen. Vielmehr sei es die Staatsführung gewesen, die in die Opposition zu ihrem früheren Kurs ging. Wladimir Putin hatte Kassjanow, der zum Kreis des Ex-Präsidenten Boris Jelzin gezählt wurde, vor rund einem Jahr entlassen.
Mischa-Zwei-Prozent - Kein charismatischer Rebell
Der Ex-Regierungschef hatte sich einige eigenwillige Äußerungen erlaubt. Unter anderem ergriff er öffentlich für den früheren Yukos-Besitzer Michail Chodorkowski Partei. Nach seiner Absetzung hieß es in Medienkommentaren, Kassjanow sei Putin „zu selbständig“ geworden. Ansonsten war der gestandene Apparatschik alles andere als eine charismatische Figur.
Unter Jelzin hatte er sich als Vize-Finanzminister den Spitznamen „Mischa-2-Prozent“ eingehandelt, weil er sich als Vermittler von Insiderwissen jeweils zwei Prozent des Geschäfts auszahlen liess.
Nachdem er den Kreml verlassen hatte, gründete Kassjanow seine eigene Gesellschaft „MK-Analitika“. Im Dezember vorigen Jahres besuchte er die USA mit einer Vortragsreise. Damals machte er zur Bedingung, dass keine Russen zu seinen Vorträgen zugelassen werden. In engerem Kreis kritisierte er in New York die Politik des Präsidenten Putin in ähnlicher Weise wie jetzt.
Reaktionen vorwiegend positiv
Seine neueste Erklärung wurde von den meisten rechtsliberalen Politikern mit Ausnahme der „Jabloko“-Partei begrüßt. Es bleibt natürlich die Frage, ob sein „Oppositionsprojekt“ nicht vom Kreml abgesegnet oder gar erfunden wurde. Solches kam im postkommunistischen Russland mehr als einmal vor. (adu/.rufo)
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