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Presseminister Michail Lessin |
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Dienstag, 07.10.2003
Presseminister Lessin über Russland - Neue SeitenMoskau. Wladimir Putin kommt nicht zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse heute Abend, sondern feiert seinen Geburtstag zu Hause in Sankt Petersburg ohne Gerhard Schröder, trotz anderslautender Gerüchte. In Frankfurt schweben aber der russische Kulturminister Michail Schwydkoi und Presseminister Michail Lessin ein, denn Russland ist diesmal Gastland der Messe. Welche Bedeutung für Russland die Neuen Seiten haben, erklärt Michail Lessin im Gespräch mit Gisbert Mrozek.
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Russland ist heute ganz anders als die alten Vorurteile, sagt der Presseminister und tippt auf seinem Schreibtisch im Arbeitszimmer am Puschkin-Platz in Moskau schnell noch ein paar Notizen in die Tasten seines silbergrauen Notebooks (Pentium III, mindestens 40 Gigabyte-Festplatte). Die Frankfurter Buchmesse biete eine hervorragende Gelegenheit, das neue Russland in all seiner Vielfältigkeit zu präsentieren, sagt Lessin. Nicht nur für Bürger und die kulturbeflissene Öffentlichkeit aus Deutschland, sondern auch für Profis aus aller Welt.
Besonders in den letzten zwei Jahren, sagt der Minister nicht ohne Stolz, habe es geradezu eine Wiedergeburt der russischen Literatur und des Verlagswesens gegeben. Mittlerweile werden in Russland 75.000 Bücher pro Jahr neu herausgegeben. Pro Kopf der 148-Millionen-Bevölkerung werden 6 bis 7 Kilo Papier zu Büchern verarbeitet.
Wobei es dem Minister weniger um die Statistik geht. Literatur, sagt er, sei das beste Mittel, Brücken zu bauen und Ideen zu übermitteln. Dostojewskij, Tolstoi und Tschechow prägen bis heute in weiten Strecken noch die Vorstellungen über Russland. Besonders wichtig sei es darum, die neue Literatur zu übersetzen und auch außerhalb Russlands vorzustellen. Dass auch Pelewin und Sorokin dabei sind, die von der kremlorientierten Jugendorganisation Die zusammen Gehenden als unrussisch verteufelt werden, ficht den Presseminister nicht an. Gibt es etwa keine harsche Kritik an manchen Dichtern in Deutschland, fragt er zurück.
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Michail Lessin im Gespräch mit Gisbert Mrozek |
Auch die Präsenz der Menschenrechtsorganisation Memorial, die unter anderem in Frankfurt ein neues Tschetschenienbuch Florian Hassels präsentieren will, stört Lessin nicht weiter.
Seine Lieblingslektüre seien allerdings weder Sorokin noch Pelewin, sondern eigentlich Nachschlagewerke und vielleicht auch noch die Krimis Boris Akunins.
Gerade die Vielfalt macht die Literatur interessant, sagt der Minister, von dem im Westen eher die Meinung herrscht, dass seine Lieblingsbeschäftigung ist, kritische Fernsehsender abzuschalten. Tatsächlich, bekennt Lessin, sei sein Hobby, Enzyklopädien zu sammeln und die Herausgabe einer neuen großen Russland-Enzyklopädie zu fördern. Das wird Zeit, sagt er. Der letzte Band der Sowjetenzyklopädie erschien bereits vor 30 Jahren.
Das Land ist inzwischen ein ganz anderes. Es gibt andere Menschen und andere Regeln. Früher galt, wer ein Importauto vor der Tür stehen hat, der hat schon gesündigt. Während es früher unmöglich war, großes Geld zu verdienen und dabei gesetzestreu zu bleiben, erinnert sich der Minister, herrschen jetzt schon ganz andere Sitten. Das wissen wir doch inzwischen alle.
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