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Katharinenpalast in Zarskoje Selo (foto: ug/.rufo) |
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Puschkin/Zarskoje Selo: Orgie aus Bernstein und Gold(ug) Überaus malerisch ist das Städtchen Puschkin, und es hat so gar nichts russisches, geschweige denn sowjetisches an sich. Akkurate Blumenbeete, schmucke Eigentumshäuser man wähnt sich irgendwo im Schweizer Mittelland. Was aber nicht in die urdemokratische helvetische Landschaft passen würde, ist die Zarenresidenz erster Güte: Der Katharinenpalast beeindruckt mit einer 300 Meter langen Fassade, einem Luxus-Park und dem neuen Pilgerziel aller Petersburg-Touristen: das legendäre Bernsteinzimmer.
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Die Koordinaten |
Lage: ca. 15 km südlich von St. Petersburg
Anfahrt: ab Metro Moskowskaja verkehren Busse und die Sammeltaxis 299, 319, 342; ca 30 min Fahrt, Kosten ca. 1 $. Alternativ Elektritschka ab Witebsker Bahnhof (Metro Puschkinskaja) oder Metro Kuptschino bis Haltestelle Detskoje Selo (etwa 35 min Fahrt).
Geöffnet: Mi bis Mo 10-17 Uhr, Di und letzter Mo im Monat Ruhetage
Eintritt Palast: ca. 15 $
Eintritt Park: ca. 2 $
Internet: www.pushkin-town.ru
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Der Große Nordische Krieg mit Schweden war noch lange nicht zu Ende, als Zar Peter befahl, rund um seine neue Hauptstadt Lust- und Vergnügungsschlösser anzulegen. Das war der Anfang der heutigen Zarenresidenz. Peters Nachfolgerin Katharina die Große fand Gefallen an dem Ort und erwählte ihn zu ihrer Hauptresidenz. Der eigens aus Italien importierte Hofarchitekt Rastrelli gestaltete 1752-1756 einen Palast nach Katharinas Wünschen, rundherum wurde ein aufwändiger Park angelegt, mit Pavillons, Kapellen, Bädern und Lauben.
Schön muss es sein, ein Zar zu sein! Der blau-weiße Traum, verziert mit Gold, Schmiedearbeiten und dem Edelsten, was Baumeister mehrerer Generationen aufzubieten hatten, unterstreicht dies nur allzu deutlich. Über die Jahrhunderte, bis zu ihrem glanzlosen Abgang von der Bühne der Weltgeschichte, verprassten die vergnügungssüchtigen Herrscher und ihre Hofschranzen hier so manchen Rubel aus der Staatskasse.
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Cameron-Galerie im Park von Zarskoje Selo (foto: ug/.rufo) |
Es gab, man glaubt es kaum, in Puschkin aber auch Leute, die nicht nur an sich dachten und auch was Produktives leisteten. Zu Ihnen gehört in erster Linie der Namensgeber des Ortes, der Dichter Alexander Puschkin, der im Lyzeum ein an den Palast anschließendes Gebäude sechs Jahre verbrachte.
1937, anlässlich des hundertsten Todestages des Dichters, erhielt das damalige Zarskoje Selo (Zarendorf) seinen heutigen Namen Puschkin. Auch die Spuren von Lermontow, Karamsin, Achmatowa und anderer illustrer Persönlichkeiten aus der russischen Literatur sind hier anzutreffen. Heute ist die Stadt mit über 20.000 Studenten und mehreren Instituten und Forschungseinrichtungen ein Zentrum der modernen Wissenschaft.
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Im Bernsteinzimmer (foto: ld/.rufo) |
Mehr als allem anderen verdankt der Katharinenpalast seine Berühmtheit dem sagenumwobenen Bernsteinzimmer. Seine Geschichte beginnt 1717 mit der Schenkung des Preußenkönigs an Peter den Großen. Während der Belagerung Leningrads im Zweiten Weltkriegs verschwand es spurlos und wurde bis heute nicht gefunden. Ein seltsames Volk, diese Deutschen: Erst verschenken sie das Zimmer, dann rauben sie es, nur um es zu verlieren und schließlich finanzieren sie seine Wiederherstellung!
Nachdem diese gigantische Bernsteinschatulle von Schröder und Putin während des 300-Jahr-Jubiläums von Petersburg feierlich eingeweiht wurde, steht sie nun auch wieder Normalsterblichen gegen einen Obolus offen. Im Kampf um das Allerheiligste des Katharinenpalastes sind dem Hauptsaison-Touristen allerdings allerlei Hindernisse in den Weg gelegt: Er muss sich gegen tausende Mitbewerber durchsetzen und sein Stehvermögen gleich in mehreren Schlangen unter Beweis stellen.
Auf dem Weg zurück in die Stadt soll man im Bus einen Fensterplatz besetzen, um den eindrucksvollen Anblick von den Pulkowo-Höhen auf das in der Ebene auftauchende Petersburg nicht zu verpassen!
(ug/.rufo)
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