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Kathedrale in Kronstadt (foto: ug/rufo)
Kathedrale in Kronstadt (foto: ug/rufo)

Kronstadt: Provinzielle Insel

(ug) Erschöpft von der glitzernden Kapitale Petersburg? Dieses verschlafene Festungs-Städtchen auf der Insel Kotlin lädt ein zu geruhsamen Spaziergängen. Errichtet als Vorposten im Kampf gegen die Schweden, diente Kronstadt von Anfang an als Heimathafen der zaristischen Flotte. Und auch heute ist die Marine der mit Abstand wichtigste Arbeitgeber vor Ort.

Wie hinkommen?
Lage: 25 km westlich von Petersburg auf der Insel Kotlin
Anfahrt: Mit dem Sammeltaxi ab Metrostation Tschornaja Retschka, Preis ca. 1 $, Abfahrt ca. alle 15 Minuten, Fahrtdauer ca. 40 Minuten,
Fähre: Im Sommerhalbjahr verkehrten früher pfeilschnelle Tragflügelboote vom Makarow-Ufer (hinter der Tutschkow-Brücke) nach Kronstadt. 2002 wurde dieser sehr günstige Fährdienst jedoch eingestellt, eine Wiederaufnahme ist aber nicht ausgeschlossen. Zwischen Lomonossow und Kronstadt verkehren Autofähren.
Allein schont der Fahrt wegen lohnt sich der Ausflug. Schon bald nach der Abfahrt werden die gewohnten klassizistischen Bauten und Mietshäuser aus dem 19. Jahrhundert durch Blocks sowjetischen Stils abgelöst. Dann verschwinden auch die letzten Wohnsilos, an ihre Stelle treten kleine Holzhäuser, nach und nach gänzlich unbebaute Wiesen, Felder und Wälder.


Bei Russland-Aktuell
• Die Geschichte des Dammes
Die Straße nach Kronstadt führt über den über 10 Kilometer langen Hochwasserdamm – ein bis heute unvollendetes Projekt aus den 80er Jahren zum Schutz Petersburgs vor Überschwemmungen. Zu beiden Seiten der Straße erstreckt sich der Finnische Meerbusen, auf dem Damm selber ragen Dutzende Betonpfeiler in den Himmel: keine Weltkriegsdenkmäler, von denen es in Russland so viele gibt, sondern Bauruinen. Erkennbar sind auch die alten Forts, die früher die Bucht abriegelten. Obwohl die Fahrt für hiesige Verhältnisse kurz ist, vermittelt sie doch eine leise Ahnung von den riesigen Entfernungen in Russland.

In Kronstadt angekommen, fällt einem als erstes die Ruhe und Stille auf. Kein beständiger Verkehrsfluss wie in Petersburg, es fehlt die schreiende Reklame. Das bunte Treiben der Großstadt sucht man hier vergeblich, obwohl Kronstadt mit seinen immerhin 50.000 Einwohnern offiziell ein Petersburger Stadtteil ist. Stattdessen trifft man auf sowjetisch-gemütliches, geradezu dörfliches Provinzleben. Auch die Bars und Cafes der Stadt scheinen sich seit sozialistischen Zeiten nicht groß verändert zu haben. An den kleinen Tischchen sitzen die Rentner und spielen Domino, tauschen untereinander aus, wo billige Medikamente zu finden sind und schauen, was die Jugend so treibt. Selbige trifft sich zu einem Bierchen und dem einen oder anderen Glas Wodka; gleich nebenan sitzen einige Hausfrauen beisammen und reden über Gott und die Welt. Zwischen den Tischenbeinen streunen Katzen umher und die Preise in diesen Lokalen sind um ein Vielfaches niedriger als in Petersburg.

Im Hafen von Kronstadt (foto:ld/rufo)
Im Hafen von Kronstadt (foto:ld/rufo)
Kronstadt wurde 1704 von – wie könnte es anders sein – Peter dem Großen gegründet. Dem Gründer zu Ehren steht ein Denkmal im Petrowski-Park am Ufer. Dort, in unmittelbarer Nähe des Parkes, liegt auch ein Teil der russischen Ostseeflotte vor Anker. Insgesamt machen die Kreuzer und Fregatten einen ziemlich verrotteten Eindruck, nichtdestotrotz ist Fotografieren furchtbar streng verboten und wird mit mindestens 100 Jahren Verbannung nach Sibirien bestraft.

Noch bis 1996 war der ganze Ort eine sogenannte “geschlossene Stadt”, was konkret bedeutete, dass Ausländer gar keinen und sowjetische bzw. russische Staatsangehörige nur mit offiziellem Passierschein Zutritt hatten. Wer – ob nun potentieller Spion oder einfach nur interessierter Tourist – die Flotte genauer unter die Lupe nehmen möchte, hat einmal im Jahr, am „Tag der Kriegsmarine”, dazu Gelegenheit. Am letzten Sonntag im Juli organisiert die Marine einen Tag der offenen Tür (bzw. Tag der offenen Luken und Bullaugen) und die Schiffe können besichtigt werden.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Dom. Seine Größe – dem Architekten diente die Hagia Sophia in Konstantinopel als Vorbild – und auch seine Pracht stehen in keinerlei Verhältnis zu den bescheidenen Ausmaßen des Städtchens. Das goldene Kreuz auf der 70 Meter hohen Kuppel sieht man wahrscheinlich noch in Finnland. Erbaut 1913, diente der Dom nicht lange als Gotteshaus: Seit 1929 ist in ihm ein Museum zur Geschichte der zaristischen, sowjetischen und zu guter Letzt russischen Flotte untergebracht. Nebst allerlei Flaggen und Fähnchen, Bildern und Büsten der revolutionären Matrosen, deren muskelbepackte Heldenbrust das Seemannshemd zum Zerreißen spannt, findet man hier Lehrreiches über die Siege und Niederlagen der Zaren und Generalsekretäre.

Im Internet
• Webseite über Kronstadt (russ.)

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Winters weht durch Petersburgs Vorposten in der Ostsee ein garstig kaltes Lüftchen. Doch in den Sommermonaten kann man in Kronstadt Strandleben und Badefreuden genießen. Der schönste – und noch dazu wenig bevölkerte - Strand befindet sich ganz am östlichen Ende der Insel. Der Sand ist weiß und das Wasser, im Gegensatz zur Newa und der Bucht hinter dem Damm, sauber und klar.
(ug/rUFO)


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