EisenbahnDas Vorhaben, aus Mitteleuropa mit der Bahn nach St. Petersburg zu reisen (oder retour), ehrt den Eisenbahnfreak, erweist sich bei näherem Fahrplanstudium aber als zähes bis unmögliches Vorhaben. Es dauert einfach ewig, außerdem stellen sich reihenweise Staatsgrenzen in den Weg, wobei vor allem die Weißrussen den Spaß endgültig verderben.
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Lukaschenkos Schergen verlangen nämlich ein Transitvisum, dass an der Grenze nicht erhältlich ist - oder dessen Fehlen nur gegen heftige Bakschisch-Zahlungen übersehen wird. In St. Petersburg ist das Transitvisum bei der Außenstelle der weißrussischen Botschaft, Nab. Robespierra 8/46, Mo - Fr 14 - 15 Uhr, Tel. 2730078, für 20 Dollar erhältlich - allerdings nicht für Schnellentschlossene, da die Ausstellung eine Woche dauert. Nur gegen eine Expressgebühr von 45 Dollar kriegt man das Visum am gleichen Tag. Es ist "wünschenswert", dass man seine Fahrkarte bei der Antragsstellung bereits vorlegen kann.
Deshalb ist der Bahnverkehr aus St. Petersburg in Richtung Westen inzwischen reichlich dünne: Vom Witebsker Bahnhof kann man zweimal die Woche Kurswagen nach Berlin (39 Stunden) oder einmal die Woche nach Prag (41 Stunden) besteigen - das war's dann schon. Flugängstige sollten deshalb besser die Anreise über Finnland wählen - auf der Fähre kann man noch mal richtig durchatmen, und von Helsinki geht es dann per Intercity oder Überlandbus nach St. Petersburg.
Eine andere Sache sind Zugreisen von Petersburg in andere russische Städte: Russland ist ein echtes Eisenbahnland, in dem man tagelang gemütlich teetrinkend im Schlafwagenabteil durch die Lande rollen kann nicht schnell, aber relativ sicher, erstaunlich pünktlich und mit den besten Möglichkeiten, Land und Leute kennen zu lernen.
Russlands Eisenbahnsystem ist auf Moskau orientiert. Aber auch von St. Petersburg aus kann man mit Direktzügen über den Polarkreis, nach Sibirien oder ans Schwarze Meer fahren. Für die Reiseplanung gibt es verschiedene Internetfahrpläne (siehe Link). Viel Spaß beim Schwellen-Surfen durch die russische Weite!
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Russland pur: die |
In St. Petersburg weiß am besten und genauesten über die Fahrpläne sämtlicher St. Petersburger Bahnhöfe die kostenpflichtige Bahn-Auskunft unter der Telefonnummer 055 Bescheid (englisch und russisch).
Auch kann man von St. Petersburg mit den "Elektritschka" genannten S-Bahn-artigen Zügen für ein paar Rubel zu allen wesentlichen Sehenswürdigkeiten ins Umland der Stadt rumpeln. Die Fahrkarte muss man vorher an den "Prigorodnije Kassy" im Bahnhof kaufen. Allerdings geht es in diesen altmodischen Zügen reichlich volkstümlich zu - "Holzklasse" ist Standard und Toiletten gibt es auch nicht. Für die Bordunterhaltung sorgen fliegende Händler, die in den Waggons lauthals ihre Ware anpreisen.
Am Kanal Gribojedowa 24 (neben der Kasaner Kathedrale) gibt es eine zentrale Fahrkartenkasse (8-20 Uhr), Tickets können aber auch in allen Bahnhöfen erworben werden. Die Vorlage des Reisepasses ist obligatorisch, mit etwas Diskussion tut es auch ein Zettel mit dem Namen und der Passnummer, die ins Ticket eingetragen werden müssen.
Ausländer zahlen für Fahrkarten die gleichen Preise wie Russen und müssen/dürfen nicht mehr an speziellen Kassen anstehen. Das heißt aber, dass man sich in die zur Hauptreisezeit (im Sommer und Dezember/Januar) ziemlich langen Warteschlangen einreihen muss, was durchaus einige Stunden kosten kann. Schneller (aber auch etwa 100 Rubel teurer) ist der Erwerb eines Bahn-"bilet" an einer „kommerziellen“ Eisenbahn-Kasse, etwa in der Zentralen Aviakassa am Newski Prospekt 7, am Kamenoostrowski Prospekt 21 oder in der ehemaligen Intourist-Kasse im Moskauer Bahnhof (Eingang auf der rechten Seite der Haupthalle).
Trotz der letzten Preiserhöhungen ist Zugfahren - im Vergleich zum Westen - nach wie vor preiswert in Russland: Die 650 Kilometer lange Fahrt nach Moskau kostete im Herbst 2003 im "Coupé" (Zweite-Klasse-Schlafwagen mit 4-Bett-Abteilen) - je nach Zug und Service - zwischen 500 und 1000 Rubel. Für den SW (Erste-Klasse-Schlafwagen mit 2-Bett-Abteilen) werden mehr als 2000 Rubel fällig. Noch billiger geht es per "plazkarta" (eine Art Schlafsaal auf Rädern): Mit 300 und 400 Rubel ist man dabei. Die Fahrt im neuen Intercity-artigen Tagzug "Newski Express" kostet etwas über 1000 Rubel. Eine Neuerung bei der am 1. Oktober 2003 von einer Behörde in eine AG umgewandelten Staatsbahn ist ein Monats-abhängiges Tarifschema: Während der Hauptreisezeiten sind die Fahrkarten teurer, in den unbeliebteren Zeiten dafür günstiger.
(ld+dan/.rufo)
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