Montag, 16.05.2005
Putin-Jugend legte den Verkehr in Moskau lahmMoskau. Am Sonntag war halb Moskau lahmgelegt, als Anhänger der Kreml-treuen Jugendorganisation „Naschi“ (Die Unsrigen) eine Nachfeier zum Tag des Sieges über Hitlerdeutschland abhielten.
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Der Naschi-Chef Wassili Jakemenko hatte den Roten Platz als Versammlungsort beantragt, musste sich jedoch mit dem Leninski Prospekt begnügen. Im Stadtkern war für die mehr als 2.000 Busse, mit denen die Kundgebungsteilnehmer aus anderen Städten nach Moskau herangekarrt wurden, nicht genug Platz. Die Fahrzeuge wurden schon am Vortag am Straßenrand geparkt. Rund 60.000 Jugendliche übernachteten darin im Sitzen.
Leninski Prospekt war seit Samstag gesperrt
Der Leninski Prospekt wurde deshalb schon am Samstagabend für den Autoverkehr gesperrt. Der gesamte Südwesten der Hauptstadt blieb als Folge von der Stadtmitte abgeschnitten. Busse mit rund 1.000 Kriegsveteranen aus der nahen Umgebung Moskaus parkten am Kalugaer Platz (Oktoberplatz). Man hatte sie hinters Licht geführt, weil ihnen ein „Jugendtreffen“ angekündigt wurde. Der politische Hintergrund wurde verschwiegen.
Nationalhymne auf dem Rücken
Laut Jakemenko sollte die Aktion „dem Westen zeigen, dass die ukrainische Variante bei uns nicht durchkommt“. Vor der am Anfang der Straße aufgebauten Bühne trugen die Teilnehmer Einheits-T-Shirts mit dem Motto der Veranstaltung „Unser Sieg“ auf der Brust und dem Text der russischen Nationalhymne auf dem Rücken. Damit war zumindest der Schlussakkord gesichert: Die Veranstalter hatten richtigerweise angenommen, niemand kenne den Text. So konnte man ihn aber auf der Rückseite des jeweils Vornestehenden finden.
Journalisten wurden ausgesperrt
Journalisten wurden zum Ort des Geschehens nicht durchgelassen. Naschi-Chef Jakemenko sagte dazu, sehr oft würden sich „als Journalisten getarnte Personen einschleichen“, die gar keine Berichterstatter seien.
Die Tageszeitung „Kommersant“ zitierte einen Kameramann mit den Worten, die bis zum Horizont reichende Kolonnen erinnerten ihn an den Riefenstahl-Film „Triumph des Willens“. Redner sprachen von der historischen Kontinuität der Generationen und davon, dass „wir unser Land an niemand weggeben werden“. Was Schüler und Studenten aus der Provinz anging, so freuten sie sich nach eigenen Worten, einmal umsonst nach Moskau zu fahren. Nach der Kundgebung bekamen sie Freizeit für das Sightseeing.
"Besser als Putins Siegesparade"
Die linke „Avantgarde der kommunistischen Jugend“ hatte eine Störaktion geplant. Ihre Aktivisten wurden aber schon unten in der Metro von der Polizei angehalten. „Wir haben gezeigt, dass keine Faschisten unter nationalbolschewstischen Flaggen und keine Liberalen mehr durch die Straßen russischer Städte marschieren dürfen nur wir“, sagte einer der leitenden „Unsrigen“. Nach seiner Meinung war die Aktion sogar besser gelungen als die staatliche Siegesparade am 9. Mai.
(adu/.rufo)
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