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Moskau will immer mehr Wolkenkratzer |
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Freitag, 18.03.2005
Manhattan an der MoskwaMoskau. Die Welt schaut zumal nach dem 11. September in New York ängstlich auf ihre Wolkenkratzer. Moskau hinkt entweder der Entwicklung hinterher, oder es ist ihr ein paar Schritte voraus. Am vergangenen Mittwoch bestätigten die Stadtväter einen Plan, nach dem 156 über 30 Stockwerke hohe Häuser gebaut werden sollen.
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Schon vor acht Jahren war der Plan „Goldener Ring“ auf Anregung des Oberbürgermeisters Juri Luschkow aufgestellt worden. Ein Bankenkonsortium wurde gegründet, Luschkow investierte einen goldenen Teller als persönlichen Beitrag. Beides (Konsortium und Teller) ist heute kein Thema mehr. Jenes Projekt wurde von einem noch ehrgeizigeren abgelöst. „Der neue Ring Moskaus“ sieht nicht mehr 60 Wolkenkratzer, sondern 60 Wolkenkratzerkomplexe vor.
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Gebaut wird trotz Bedenken
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Der Plan wurde bei einer Tagung des „Öffentlichen städtebaulichen Rates beim Oberbürgermeister Moskaus“ als Rahmen bestätigt. Die ersten 16 Objekte sollen bis 2007 errichtet werden, der Rest bis 2015. In der neuen OAO NKM (Neuer Ring AG) gehören 100 Prozent des Kapitals der Moskauer Stadtregierung. Daran wird sich wesentlich mehr als nur ein goldener Teller verdienen lassen. Noch gibt es Fragen über Fragen, man kann aber schon jetzt sagen, dass die Moskauer Türme entstehen werden.
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Risse unter Moskau
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Für alle Beteiligten überraschend, begann Luschkow seine Rede mit einer Ermahnung zur Sicherheit. Nach dem Einsturz eines Aquaparks vor einem Jahr, bei dem nur falsche Berechnung oder Schlamperei schuld sein konnten, zog der Stadtchef nun Gelehrte zu Rate. Nach ihren Worten hat die mittelrussische Gesteinsplatte unterhalb Moskaus mehrere Risse. Für neun- bis fünfzehnstöckige Plattenbauten kam man bisher mit Bodenuntersuchungen bis 150 Meter Tiefe aus. Für neue Hochtürme muss man viel tiefer bohren.
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Der Generaldirektor des Geon-Zentrums Igor Lipowezki warnt vor Erdbeben und empfiehlt wenigstens die Aufstellung geologischer Karten. „Ungewohnte“ schwere Wolkenkratzer könnten Bewegungen der Erdkruste provozieren, sagt er. Trotz Warnungen will niemand auf das ehrgeizige Projekt verzichten. Nur über großen Rissen wird nicht gebaut. Einer davon zieht sich an der Jausa entlang durch Lefortowo in den Nordwesten. Ein anderer läuft unter dem Kreml in den Süden der Hauptstadt.
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Schäden am Stadtbild
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Architeken befürchten irreparable Beschädigungen des Stadtbildes durch Wolkenkratzer. Die berühmt-berüchtigten „Zuckerbäckerbauten“ der Stalin-Ära wiederholten in ihren Umrissen die Kremltürme. Sie würden bis heute als ein breiter gewordener Kreml empfunden. Wolkenkratzer sollten dagegen nur außerhalb der vom Gartenring eingegrenzten historischen Stadtmitte entstehen. Deshalb denkt man an ein Computermodell. Das billigste Angebot dafür beläuft sich auf 16 Millionen US-Dollar.
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Private Wolkenkratzer scheren aus
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Freilich hat das Modellieren keinen großen Sinn, weil der Neue Ring „private“ Wolkenkratzer nicht berücksichtigt. Der Hauptarchitekt der russischen Hauptstadt Alexander Kusmin spricht von 64 „wilden“ Wolkenkratzern, die sich schon heute im Projektabschlussstadium befinden. „Was sollen wir damit machen?“ fragte er am Mittwoch. Luschkow antwortete, stoppen könne er sie nicht. Die Neubauten können das Gesicht der Stadt verschönern, oder aber es verschandeln, wie es gerade kommt.
Moskau kann 250 Hochbauten verdauen
Der Institutsdirektor des Moskauer Generalplans, Architekt Sergej Tkatschenko, ist zuversichtlich. Nach seiner Meinung kann die Stadt 250 Wolkenkratzer problemlos verdauen. Für Pilotprojekte wolle man amerikanische und japanische Firmen mit Hochbauerfahrung engagieren. Dem berühmten Sir Norman Foster, der die Schanghai-Bank in Hongkong und das Haus der Commerzbank in Frankfurt konzipierte, habe man Moskauer Objekte zur Auswahl angeboten. Später werde es dann rein russische Wolkenkratzer geben, so Tkatschenko. (adu/.rufo)
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Der Winter ist eingezogen. Für ein paar Monate können sich die Russen in den Moskauer Parks an zahlreichen Eisskulpturen erfreuen. (Topfoto: Ballin)
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