Freitag, 22.04.2005
Kaliningrad: 135. Geburtstag ohne LeninKaliningrad. Der Kampf zwischen Kommunisten und Stadtverwaltung um das Lenindenkmal im Zentrum der Stadt scheint entschieden. Lenin hat das Nachsehen und feiert seinen 135. Geburtstag nicht auf hohem Sockel.
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Eigentlich sollte Lenin am 22. April, seinem 135. Geburtstag, nach einer gründlichen mehrmonatigen Generalüberholung in neuem Glanz auf seinen Platz am Rande des Ploschad Pobedy (Siegesplatzes) im Zentrum Kaliningrads zurückkehren. So hatte es die Stadtverwaltung den Kaliningrader Kommunisten und Lenin-Schützern zumindest versprochen, als sie im Dezember vergangenen Jahres Lenin vom Sockel heben ließ.
Doch noch ist Lenin nicht zurückgekehrt. Und es sieht fast so aus, als ob die Stadtoberen nach jahrelangen Auseinandersetzungen endlich ihren Willen gegen die Kommunisten durchsetzen können.
Jahrelange Diskussionen
Der Streit schwelte bereits seit Jahren. Mehrmals versuchte die Stadtverwaltung in der Vergangenheit, Lenin von seinem Platz im Zentrum Kaliningrads zu verbannen. Doch die wütenden Proteste der Kommunisten verhinderten diese Versuche.
Im Vorfeld des Stadtjubiläums wagten die Stadtpolitiker dann einen erneuten Vorstoß. Als im Herbst 2004 die Umbaupläne für den Ploschad Pobedy (Siegesplatz) vorgestellt wurden, kam Lenin in den Planungen einfach nicht mehr vor. Wieder gab es Proteste. Auch das Kompromissangebot, Lenin an der abgelegenen Südwest-Ecke des Platzes aufzustellen, wurde von den Kommunisten nicht akzeptiert. Im Ergebnis entschied der Stadtrat, Lenin auf seinem angestammten Platz zu belassen.
Nacht und Nebel-Aktion
Doch es kam anders. Im Auftrag der Stadtverwaltung verschwanden im November 2004 über Nacht zunächst die Tribünen zu Lenins Füßen. Als nächstes erklärten die Stadtoberen, das Lenin-Denkmals sei nicht mehr standfest und müsse dringend generalüberholt werden. Dagegen konnten die Kommunisten nichts einwenden und so wurde Lenin ohne Proteste demontiert und abtransportiert.
Damals versprach die Stadtverwaltung die Rückkehr des Denkmals für den 22. April. Doch kurze Zeit später begann das Lavieren: Das Denkmal sei stärker beschädigt, als bislang angenommen, gab die Stadtverwaltung bekannt. Die Restaurierungsarbeiten würden deshalb länger als geplant dauern. Als nächster Rückkehrtermin wurde der 15. Juni genannt. Später hieß es dann aus dem Baudezernat, dass Lenin keinesfalls bis zum Stadtjubiläum, vielmehr erst 2006 zurückkehren werde.
Kommunisten drohen
Ob die Kommunisten ihre Proteste so lange aufrecht erhalten werden, scheint fraglich. Noch im Januar diesen Jahres gaben sie sich aber kämpferisch. Auf einer Gedenkveranstaltung zu Lenins 81. Todestag drohten sie der Stadtverwaltung auf einem Plakat: „Wenn das Lenin-Denkmal bis zum 22. April nicht auf seinen bisherigen Platz zurückkehrt, wird der proletarische Gott die Stadtverwaltung in Schutt und Asche legen“.
Das ist nicht geschehen. Und für den 22. April kündigten die Kommunisten lediglich eine Mahnwache am Kaliningrader Karl-Marx-Denkmal an, an dem an diesem Tag zusätzlich eine Lenin-Büste aufgestellt werden soll.
(jm/.rufo)
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