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Apraxin Dwor (foto: ld/.rufo)
Apraxin Dwor (foto: ld/.rufo)

Apraxin Dwor

Der Apraxin Dwor, der mit Abstand größte, bunteste, und interessanteste Markt von Petersburg ist ein Muss für Besucher der Stadt. Der verwinkelte Komplex aus engen, schmutzigen Gässchen, Hinterhöfen, Arkaden und Handelsreihen ist der wenige elegante Bauch von Petersburg – nur wenige Schritte vom eleganten Newski Prospekt und dem möchtegern-mondänen Gostiny Dwor entfernt. Der Kontrast könnte größer nicht sein.

Die Koordinaten
Adresse: Sadowaja Ul. 28-30, nächste Metro: Sadowaja/Sennaja Pl.
Öffnungszeiten: Gehandelt wird bis ca. 20 Uhr, die auf dem Gelände befindlichen Bars haben bis in die Morgenstunden geöffnet.
Die Geschichte des Apraxin Dwor, was zu deutsch “Apraxins Hof” bedeutet, beginnt 1774, als der Adelsherr Apraxin vom Zarenhof das Grundstück geschenkt bekommt. Anstelle eines Palastes oder einer sonstigen Residenz enstand hier über mehrere Jahrhunderte der größte Markt der Stadt, der in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg auch der größte in ganz Europa war. Nach einer verheerenden Feuersbrunst 1862 wurden die hölzernen Gebäude vollständig durch Steinbauten ersetzt, die größtenteils bis heute unverändert erhalten geblieben sind. Nach der Oktoberrevolution und der damit einhergehenden Einschränkung des privaten Handels kam das Geschäftstreiben zum Erliegen. Erst seit der kapitalistischen Umwälzung Anfang der 90er Jahre kam wieder Leben in das vergessene Geviert: Der Apraxin Dwor wurde wieder zu dem, was er im 19. Jahrhundert schon einmal war: Eine Oase der Klein- und Großhändler, der Handwerker, Tagelöhner und Schlitzohren.

An allen Ecken und Enden wird renoviert, repariert und ausgebaut. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis aus dem einst verruchten Viertel das Pendant zu einer gemütlichen mitteleuropäischen Altstadt mit Straßencafes auf Kopfsteinpflaster wird. Langsam aber sicher gewinnt auch die Ordnung oberhand, die Waffenhändler mit den Prospekt-Bildchen ihres Pistolen-Sortiments am Revers, die noch Mitte der 90er Jahre an den Eingängen Spalier standen, haben sich verzogen. Verschwunden sind auch die Massen von – ganz offensichtlich gepanschtem – Wodka.

Doch noch immer stehen reichlich bunte und schmierig-zwielichte Figuren herum: Breitschultrige Typen mit glattrasierten Schädeln,die voller Stolz schwere Goldketten auf der Brust zur Schau stellen, allerlei in Adidas-Sporthosen und schwarze Lederjacken gekleidete Spitzbuben und dazwischen huschen alte Weiblein flink umher. Gefährlich ist es auf der “Apraschka”, wie die Petersburger das Viertel liebevoll nennen, nicht – solange man sich nicht benimmt wie auf Fotosafari in der Serengeti.

Alles, was dem Durchschnitts-Touristen passieren wird, ist ein wenig über den Tisch gezogen zu werden. Vollmundigen Versprechungen wie “Erstklassige Qualität, das hält noch 100 Jahre”, “1A-Handarbeit” oder “Ich werd doch meinen Kunden nichts vormachen!” muss nicht immer Glauben geschenkt werden. Übrigens, die Preise sind grundsätzlich verhandelbar. Wer nicht feilscht ist selber schuld und bezahlt halt mehr.

“Und was gibts hier zu kaufen?” Es wäre einfacher auf die Frage “Was findet man hier nicht?” zu antworten. Alles, was die "Tschelnoki" – jene auf Flughäfen und Bahnhöfen zu beobachtenden russischen und chinesischen Handlungsreisenden mit den enorm geblähten Plastiktaschen – nach Russland schleppen, wird hier auf winzigen Marktständen ausgebreitet: türkische Lederjacken, chinesische Trainingsanzüge, polnische Tütensuppen. Verkaufsstände mit Kleidung und Schuhen drängen sich auch über Stockwerke in den ersten zu Simpel-Shoppingmalls ausgebauten Lagerhäusern zusammen.

Sollte der Kauflustige mal Hunger verspühren, kann er an jeder Ecke eine Portion Schaschlik erstehen, sich an eine Wand lehnen und einfach nur das bunte Treiben beobachten.




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