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Christopher Graham will die Russen zum Lächeln bringen. Foto: hauri/.rufo
Christopher Graham will die Russen zum Lächeln bringen. Foto: hauri/.rufo
Freitag, 29.09.2006

Foreigner in Russia: Seminar zum Kulturunterschied

Moskau. An einem Tag Russland zu verstehen, ist unmöglich. Doch die Teilnehmer des Seminars „A Foreigner in Russia“ verstehen nun einiges besser und haben Leute kennen gelernt, die mit ähnlichen Problemen kämpfen.

“Ich will kein Anti-Russen-Seminar durchführen“, stellte Seminarleiter Christopher Graham gleich zu Beginn klar. Und das war das eintägige Seminar, das am Donnerstag unter dem Titel „A Foreigner in Russia – making business thrive across the cultural divide“ in Moskau stattfand, dann auch nicht.

Im Gegenteil: Die 17 Teilnehmenden wollten gewisse kulturelle Eigenheiten Russlands besser verstehen und Tipps erhalten, wie am besten mit Problemen umzugehen ist. Die Teilnehmenden, sechs Frauen und elf Männer aus England, den USA, Italien, Norwegen, Neuseeland und Frankreich sind in Führungspositionen internationaler Firmen oder an Botschaften tätig und leben bereits zwischen zwei Monaten und zehn Jahren in Moskau.

Ein Thema, das in den Beziehungen zwischen Russen und westlichen Wirtschafsleuten immer wieder Probleme bereitet, sind Geschäftsverhandlungen. Während westliche Geschäftsleute möglichst am ersten Treffen zu einem Abschluss kommen möchten, gehe es den Russen darum, eine Beziehung und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, sagte Graham.

Diese Art der Verhandlungen zeige eine sehr „asiatische Seite Russlands“ auf. „Deshalb sollten Sie nicht versuchen, beim ersten Treffen auf einen Abschluss zu bestehen“, sagte Graham.

Wenn die Arbeitszeiten verschieden sind


Seminarteilnehmende, die schon Erfahrungen in diesem Bereich hatten, konnten dies genauso bestätigen wie die Tatsache, dass in Russland mündliche Abmachungen über schriftlichen Verträgen stehen – etwas, was für viele westliche Geschäftsleute nicht einfach zu verstehen ist.

Ein weiterer Punkt, der zu Missverständnissen zwischen Westlern und Russen führen kann, sind die Arbeitszeiten. So sind es viele Mitarbeitende aus dem Westen gewohnt, morgens früh zu beginnen und abends um sechs Feierabend zu machen.

Russen kommen etwas später und arbeiten bis weit in Abend hinein – was gerade in internationalen Firmen zu Konflikten führt. Die Seminarteilnehmer konnten hier ihre Erfahrungen und Strategien austauschen und sich gegenseitig Tipps geben.

Soll man den russischen Führungsstil übernehmen?


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Auch beim Thema Führungsstil nahm der Austausch zwischen den Teilnehmenden einen großen Platz ein. Soll man sich, weil man in einer Kultur zu Gast ist, soweit anpassen, dass man auch seinen Führungsstil verändert? Was, wenn ein russischer Führungsstil absolut nicht der Kultur der internationalen Firma entspricht?

Einige Teilnehmende erzählten, dass sie sich beim Führungsstil soweit angepasst haben, dass sie sich etwas davor fürchten, in ihrer Heimat wieder eine Führungsposition zu übernehmen – könnten sie dort wieder auf ihre ursprüngliche Art führen? Graham gab den Teilnehmenden den Rat, sich klar für einen Stil zu entscheiden – für den westlichen, partizipativen, oder für den russischen, autoritäreren – und den dann konsequent durchzuziehen.

Diskutiert wurde auch der Umgang mit russischen Mitarbeitern, die sich nicht getrauen, einen Fehler zuzugeben, weil dies der Kultur nicht entspricht. Oder die Problematik, dass nie jemand Verantwortung übernehmen will und immer der Chef entscheiden muss – wenn dieser nicht da ist, wird nicht entschieden. Und dass ein Nein nicht Nein heißt, sondern „lass uns darüber diskutieren“.

Ist die russische Seele nur eine Erfindung?


Interessant dann auch die Diskussion zur vielzitierten russischen Seele. Gibt es sie überhaupt oder dient sie nur als Entschuldigung für gewisse Verhaltensweisen? Eine anwesende Russin war von letzterem überzeugt.

Trotz all der kulturellen Barrieren und Probleme: Seminarleiter Christopher Graham, der seit rund 20 Jahren im interkulturellen Bereich und mit Russland arbeitet, denkt, dass es sich lohnt, nach Russland zu kommen.

Weil die Wirtschaft wächst und ein großes Potential hat. Weil ein Russe, der zum Freund wird, ein echter Freund ist. „Und weil es nichts Schöneres gibt, als einen Russen zum Lächeln zu bringen. Das ist eine echte Leistung.“

Das Seminar wurde organisiert von der englischsprachigen Tageszeitung „Moscow Times“. Laut Projektleiterin Galina Nigmatullina soll das nächste im Frühjahr 2007 stattfinden, entsprechende Hinweise werden in der Zeitung zu finden sein.

(ch/.rufo)



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