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Phoenix aus der Asche: Michail Lessin soll zu einem der bedeutendsten Medienmanager aufsteigen (Foto: Suworow/.rufo)
Phoenix aus der Asche: Michail Lessin soll zu einem der bedeutendsten Medienmanager aufsteigen (Foto: Suworow/.rufo)
Freitag, 06.09.2013

Ehemaliger Skandal-Minister soll Gazprom-Media leiten

Moskau. Michail Lessin, der von Skandalen umwitterte ehemalige Presseminister, feiert sein Comeback: Er soll die mächtige Media-Holding Gazprom-Media leiten. Ein Putin-Vertrauer verstärkt damit seinen Einfluss in TV und Presse.

Gazprom-Media ist einer der größten Akteure auf dem russischen Markt. Die Tochter des Energieriesen Gazprom vereint unter ihrem Dach unter anderem die landesweit ausgestrahlten Fernsehsender NTW (den das Unternehmen Anfang des Jahrtausends im Auftrag des Kremls übernahm) und TNT, fünf Radiostationen, darunter Echo Moskwy, das Verlagshaus „7 Dnej“ und die Zeitung „Tribuna“ sowie eine Filmgesellschaft und mehrere Kinos.

Milliardenschwerer Medienkonzern


Der Umsatz belief sich im vergangenen Jahr auf 52,3 Milliarden Rubel (rund 1,3 Milliarden Euro), der Reingewinn auf knapp 190 Millionen Euro. Gazprom-Media schätzt den Wert seiner Aktiva selbst auf gut fünf Milliarden Euro.

Michail Lessin soll laut noch unbestätigten Berichten der Nachrichtenagentur RIA Nowosti die Nachfolge von Generaldirektor Nikolai Senkewitsch antreten. Über die Gründe des Wechsels ist noch nichts bekannt.

Bei Russland-Aktuell
• Kowaltschuk vergrößert sein Medienimperium (09.02.2011)
• Lage der Medien in Russlands Regionen - Teil II (04.12.2009)
• Kreml feuert TV-Strippenzieher Lessin ohne Ehren (19.11.2009)
• Kein Platz mehr für Opposition im nationalen TV (16.10.2009)
• Neuer Familienclan? Putin-Verwandte als Bankiers (16.06.2008)

Vom Pornofilmer zum Minister und Präsidentenberater


Die Personalie Lessin ist dafür in Russland umso bekannter: Sein erstes Geld verdiente er mit dem Kopieren von Pornofilmen. Ende der 80er Jahre war er einer der Mitbegründer von Video International, dem inzwischen größten Anbieter von TV-Reklame in Osteuropa. Zwischen 1999 und 2004 hatte er den Posten des Presseministers in Russland inne. Er war in der Zeit auch in die umstrittene NTW-Übernahme involviert – persönlich unterzeichnete er mit dem damals inhaftierten Media-Magnaten Wladimir Gussinski den Übergabevertrag.

Später zog er als Präsidentenberater im Hintergrund die Fäden – bis er 2009 über einen Skandal stolperte: Seiner ehemaligen Firma Video International (die schon die Werberechte von elf TV-Kanälen innehatte) war es nämlich gelungen, auch noch die Werberechte der „Nationalen Mediengruppe“ (dazu zählen die Sender Ren-TV und 5. Kanal) von Milliardär Juri Kowaltschuk zu ergattern; im Streit übrigens mit Gazprom-Media. Der Erfolg dürfte nicht ohne die Lobbyarbeit Lessins abgegangen sein, der kurz darauf gekündigt wurde. Inoffiziell hieß es wegen „Disziplinlosigkeit“ und „Verletzung der Moral“.

Putin-naher Oligarch gewinnt an Einfluss


Anschließend wechselte auch Video International den Besitzer. Neue Aktionäre wurden eben jener Juri Kowaltschuk, der Konzern Surgutneftegas und Milliardär Alexej Mordaschow. Lessin selbst fand Anstellung bei der Nationalen Mediengruppe (NMG) Kowaltschuks.

Kowaltschuk ist einer der Oligarchen, dem hervorragende Beziehungen zu Präsident Wladimir Putin nachgesagt werden (er ist einer der Mitbegründer des Datschen-Kooperativs „Osero“, dem auch Putin angehört). Der Besitzer der Bank „Rossija“ hat in den letzten Jahren ein regelrechtes Medienimperium aufgebaut: Zur NMG gehören neben Ren TV und 5. Kanal auch die Zeitung „Iswestija“ und die Radiostation „Russkaja Sluschba Nowostjej“. Daneben besitzt die Holding Minderheitsanteile am staatlichen 1. Kanal und der Mediengruppe STS.

Mit der Ernennung Lessins zum Generaldirektor bei Gazprom-Media dürfte der Einfluss Kowaltschuks in der russischen TV- und Presselandschaft noch weiter steigen.



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