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Im Herzen des Weißen Flecks: Touristen bei einer Kreuzfahrt auf dem Baikalsee (Foto: ld/.rufo)
Im Herzen des Weißen Flecks: Touristen bei einer Kreuzfahrt auf dem Baikalsee (Foto: ld/.rufo)
Donnerstag, 05.05.2011

Russland „weißer Fleck auf der Tourismus-Weltkarte“

Moskau. Das touristische Potential von Moskau und ganz Russland wird weit unter Wert genutzt. Eines der interessantesten Länder der Welt spielt auf diesem Markt nur eine Nebenrolle – und seine Hauptstadt auch.


Russland nimmt ein Achtel der Landmasse der Erde ein - und ist doch im touristischen Sinne ein „weißer Fleck auf der Landkarte“. Diese wenig rühmliche Einschätzung äußerte ein Fachmann der es wissen muss: Sergej Schpilko ist Vorsitzender des Tourismus-Komitees der Moskauer Stadtverwaltung und früherer Chef des Verbandes der russischen Tourismus-Industrie.

Wie das Wirtschafts-Portal rbc.ru berichtet, sieht Schpilko enorme Informationsdefizite über das touristische Angebot Russlands – und dies nicht nur in Bezug auf abenteuerliche Wanderwege in Sibirien, sondern auch hinsichtlich des Angebots der drei größten Touristen-Magnete des Landes, nämlich Moskau, St. Petersburg und Sotschi.

Moskau investiert in bessere Informationen


Nach Meinung des Experten seien wesentliche touristische Attraktionen der russischen Hauptstadt bis heute im Internet nur mangelhaft dargestellt. Auch viele Moskauer hätten deshalb nicht die geringste Ahnung über das reale Angebot ihrer Stadt – zum Beispiel die Möglichkeit, mit Oldtimern interaktive Exkursionen durch das Kreml-Areal zu unternehmen. Immerhin belebe sich nun aber doch der Besucherstrom aus dem Inland sichtlich.

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• Terror an der Piste: Skiparadies Kaukasus illusorisch (21.02.2011)
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• Formel 1 in Sotschi - Grand Prix für die Tourismusindustrie (15.10.2010)
Mit Werbung und besseren Informationen vor Ort soll nun ein Image-Wandel Moskaus herbeigeführt werden, so Schpilko – „aber das braucht Jahre“. Mittel dafür sind vorhanden – wenn gleich auch begrenzt: Im Stadthaushalt für 2011 stehen 287 Mio. Rubel (ca. 7 Mio. Euro) für die Tourismusentwicklung bereit.

Zwei Drittel davon sollen für Verbesserungen bei der Informationsvermittlung aufgewandt werden. So wird die russische Hauptstadt in diesem Jahr ein Call-Center einrichten, dass ausländischen Besuchern bei Problemen und Sicherheitsfragen helfen soll. Außerdem sollen im Laufe der Saison 100 neue Stadtpläne aufgestellt werden und das Wegweiser-System erneuert werden.

Russland - unerschlossener Touristenmagnet


Das touristisch bislang unterbelichtete Moskau ist dabei „würdige“ Hauptstadt eines für den Fremdenverkehr bisher mangelhaft erschlossenen Landes: Nach einem vom Weltwirtschaftsforum im März erstellten Rating steht Russland unter 133 Ländern bei den natürlichen touristischen Ressourcen von Weltrang auf Platz 5 und bei den kulturellen Werten auf Platz 9.

Faktisch steht das Land aber bei der Entwicklung seines Tourismus-Angebots in Europa auf Platz 33 und weltweit auf Rang 59. In der Wertung nach den Aufwendungen für die Tourismus-Entwicklung kommt Russland sogar nur auf Platz 91.

Auf einen "Intouristen" kommen fünf Russen im Ausland


Entsprechend defizitär ist die Touristen-Bilanz Russlands: 2010 besuchten 2,4 Mio. Ausländer zu touristischen Zwecken Russland - während 13,1 Mio. Russen zur Erholung ins Ausland reisten. Der Binnentourismus brachte es auf 29,1 Mio. Reisende.

Bei Russland-Aktuell
• Petersburg-Tourismus: zu teuer, dafür aber sicherer (22.09.2010)
• Waldbrände bringen mehr Touristen nach Petersburg (08.09.2010)
• Russland steckt Unsummen in die Tourismusentwicklung (27.07.2010)
• Petersburg setzt sich für visafreies Reisen ein (09.07.2010)
• Yeti lockt Touristen in Scharen nach Sibirien (21.10.2009)
Um das Gewerbe zu entwickeln, müssten die zuständigen Behörden erst einmal einen Überblick über die Branche haben. Aber auch daran hapert es: So bemühen sich dem Bericht zufolge gegenwärtig die Stadtverwaltungen von Moskau und Sotschi, das Bettenangebot in Mini-Hotels und Privatpensionen komplett zu erfassen.

Allerdings verbinden die Behörden dies dann auch gleich mit dem Anspruch, die einzelnen Herbergen klassifizieren und standardisieren zu wollen – und Unterkünfte unter allem Niveau am besten zu schließen.

Sotschi lebt von EU-Visaregeln


Damit wird allerdings wohl der volkstümlichste Teil des Binnentourismus getroffen – die individuellen, unorganisierten Reisen auf eigene Faust. Schon jetzt, so Experten, lebt der Sotschi-Tourismus zu einem guten Teil davon, dass die EU-Staaten weiterhin an ihrer hohen Visa-Hürde festhalten.

Mit der visafreien – und bedeutend billigeren - Türkei könnte Sotschi aber kaum noch konkurrieren. Schon jetzt geht der Besucherstrom in die Olympia-Stadt von 2014 jedes Jahr um 15 Prozent zurück, so unlängst Anatoli Luzyk, der Vorsitzende des Stadtparlaments.



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