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Nach Kaliningrad braucht es von Berlin keine Düsen: Die Turboprop Q400 von Air Berlin schafft den Weg auch so in 1,5 Stunden (Foto: Airberlin)
Nach Kaliningrad braucht es von Berlin keine Düsen: Die Turboprop Q400 von Air Berlin schafft den Weg auch so in 1,5 Stunden (Foto: Airberlin)
Donnerstag, 07.06.2012

Air Berlin startet Direktflüge nach Kaliningrad

Kaliningrad. Die russische Exklave Kaliningrad ist von Deutschland aus wieder per Direktflug erreichbar. Air Berlin bietet als erste mitteleuropäische Fluggesellschaft eine Nonstopverbindung in die westlichste Provinz Russlands.


Dreimal wöchentlich, jeden Dienstag, Donnerstag und Sonntag, will die Airline die Exklave künftig ansteuern, ab Mitte September soll die Linie zusätzlich auch noch sonnabends bedient werden. Der Rückflug nach Berlin ist jeweils am gleichen Tag.

Erster deutscher Linienflug nach Königsberg seit 67 Jahren


Am Dienstag um 12.40 Uhr startete die erste Maschine vom Typ Bombadier Q400 in der deutschen Hauptstadt und rollte anderthalb Stunden später auf dem Kaliningrader Flughafen Chrabrowo aus. Es war eine historische Landung: Deutsche Linienflüge zwischen Berlin und der einstigen Hauptstadt Ostpreußens hat es seit dem Kriegsende nicht mehr gegeben.

Air Berlins Osteuropa-Direktor Stefan Magiera versprach bei der Eröffnungsfeier der Kaliningrad-Linie, das Russland-Engagement ausbauen (Foto: tp/.rufo)
Air Berlins Osteuropa-Direktor Stefan Magiera versprach bei der Eröffnungsfeier der Kaliningrad-Linie, das Russland-Engagement ausbauen (Foto: tp/.rufo)
Bei Air Berlin sieht man die Direktverbindung freilich weniger als geschichtsträchtiges Ereignis. Die Königsberg-Linie sei Teil einer langfristigen Geschäftsstrategie, sagt Stefan Magiera, Osteuropa-Direktor bei Air Berlin. „Wir betreiben hier kein Experiment. Unser Ziel ist es, das Engagement in Russland ausbauen, und wir glauben an eine Perspektive und das Entwicklungspotenzial Kaliningrads als russische Pilotregion in Europa.“

Vorrangige Zielgruppe seien Geschäftsreisende, so Magiera: „Die wirtschaftlichen Kontakte zwischen dieser russischen Exklave und Deutschland sind beachtlich und sie dürften weiter wachsen. Das liegt natürlich ganz in unserem Interesse.“

Lücke im europäischen Streckennetz geschlossen


Kaliningrad ist das fünfte russische Flugziel im Portfolio der zweitgrößten Airline Deutschlands. Air Berlin schließe damit eine Lücke im europäischen Streckennetz und baue seine Kompetenz in Osteuropa weiter aus, sagte Vorstandschef Hartmut Mehdorn zur Eröffnung der Linie in Berlin.

Bei Russland-Aktuell
• Kaliningrad: Sperrgebiete für Ausländer aufgehoben (29.05.2012)
• AirBerlin nimmt Kaliningrad wieder in Flugplan auf (17.04.2012)
• Neue Fluglinie verbindet Kaliningrad und Kopenhagen (22.03.2012)
• Rossija-Flug aus Berlin hat Rad ab: Alarm in Pulkovo (24.02.2012)
• Kaliningrad Avia macht wegen Schulden dicht (11.03.2009)
In Russlands westlichster Provinz, nur knapp 650 Kilometer Luftlinie von Berlin entfernt, ist der Einstieg des deutschen Netzwerk-Carriers hochwillkommen. Zweieinhalb Jahre nach dem Absturz der eigenen Airline KD-Avia, die im September 2009 hoch verschuldet Pleite ging, gibt es wieder eine direkte Fluglinie nach Deutschland. Für die Kaliningrader ist „Germanija“ das mit Abstand meistbesuchte aller EU-Länder, von den direkten Nachbarn Polen und Litauen einmal abgesehen.

Vizegouverneur Jewgeni Morosow geht fest davon aus, dass sich mit der wiederbelebten direkten Flugverbindung auch das Interesse des Westens am Kaliningrader Gebiet wächst: „Kaliningrad liegt praktisch mitten in Europa. Doch ohne gute Verkehranbindungen nützt uns das gar nichts. Darum wird das Engagement von Air Berlin die Beziehungen zwischen unserem Gebiet und Deutschland beflügeln, in wirtschaftlichem, aber auch in touristischem Sinne.“

In zwei Stunden von Berlin an der Bernsteinküste


Auf Urlaubspassagiere setzt auch Air Berlin. Kaliningrad sei eine international noch weitgehend unerschlossene Tourismusregion, sagt Osteuropa-Manager Magiera. „Mit einer direkten, schnellen Nonstopverbindung wird das Interesse an solchen Zielen wie der Kurischen Nehrung wachsen. In knapp zwei Stunden von Berlin an der russischen Bernsteinküste, das klingt doch verlockend.“

Mit einem Erstflug-Event feierte Air Berlin im Kaliningrader „Kaiserhof“ den Start der neuen Direktfluglinie (Foto: tp/.rufo)
Mit einem Erstflug-Event feierte Air Berlin im Kaliningrader „Kaiserhof“ den Start der neuen Direktfluglinie (Foto: tp/.rufo)
Seit der Pleite von KD-Avia war die Königsberg-Exklave mit dem Flugzeug nur noch auf Umwegen zu erreichen. Die lettische Air Baltic steuert Kaliningrad über Riga an, die schwedische SAS via Kopenhagen. Polens Airline LOT bediente Russlands Inselprovinz von Warschau aus. Das war umständlich und teuer. Nach dem Einstieg von Air Berlin wird LOT seine Linie schließen. Und bei Ticketpreisen von 120-150 Euro, wie sie Air Berlin für den Hin- und Rückflug offeriert, dürften es auch die anderen Mitbewerber schwer haben mitzuhalten.

Anschluss via Drehkreuz Berlin


Von Kaliningrad aus haben Flugreisende via Air Berlins Drehkreuz auf dem künftigen Berliner Großflughafen BER viele Anschlussmöglichkeiten innerhalb Deutschlands, etwa nach Düsseldorf, Köln, Frankfurt und München, oder weiter zu westeuropäischen Zielen wie Mailand oder Wien. In Kaliningrad indes ist Endstation.

Bislang. Denn hier träumt nun die Regionalregierung wieder vom Aufleben des Drehkreuzkonzeptes, mit dem KD-Avia groß und stark werden wollte: den Flughafen Chrabrowo zu einem Umsteige-Airport für Flüge von und nach den russischen Ballungszentren zu machen. „Wir geben diese Idee nicht auf“, sagt Vizegouverneur Morosow.

Airport Chrabrowo soll WM-tauglich werden


Noch in diesem Jahr werde man den vor drei Jahren unterbrochenen Flughafenausbau wieder aufnehmen, bis 2017 solle Kaliningrad-Chrabrowo technisch dem westlichem Niveau entsprechen und modernsten Anforderungen gerecht werden.

Das Zieldatum hat einen Hintergrund. Rechnet man im russischen Königsberg doch fest damit, zu den Spielorten der Fußball-WM 2018 nominiert zu werden. Fest steht das noch nicht, doch den Bau eines Stadions plant man schon.

Von einen Passagierboom geht für diesen Fall auch Air Berlin Manager Stefan Magiera aus. „Dann wollen wir unsere Position als Marktführer hier gefestigt haben.“



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