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Wirtschaftlich ist nichts los - aber ökologisch gesehen geht es Regionen wie dem Kaukasus natürlich besser. (Foto: Archiv/.rufo)
Wirtschaftlich ist nichts los - aber ökologisch gesehen geht es Regionen wie dem Kaukasus natürlich besser. (Foto: Archiv/.rufo)
Mittwoch, 03.10.2012

Regionalrating der Lebensqualität: Tschetschenien Nr. 2

Moskau. Ein nach neuen Kriterien erstellter „ökologisch-ökonomischer Index“ von Russlands Regionen hat ein unerwartetes Ergebnis geliefert: Am besten lebt es sich demnach in der Bergwelt das Altai – und in Tschetschenien.


Wo geht es den Menschen in Russland am besten? Betrachtet man diese Frage rein unter dem „Geld-macht-glücklich-Aspekt“, ist es nicht schwer, anhand von Wirtschaftsstatistiken festzustellen, dass Moskau und die Ölförderregionen in Sibirien die höchsten Pro-Kopf-Einkommen in Russland haben.

Aber Wirtschaftsleistung ist nicht gleich Lebensqualität - und schon gar nicht die Garantie für eine gesunde Umwelt. Diese Kriterien stellte nun ein gestern vorgestelltes Regionalrating in den Vordergrund, das unter Federführung der Russischen Geographischen Gesellschaft in Zusammenarbeit mit Weltbank, UN, internationalen Entwicklungsagenturen und auch der Umweltorganisation WWF erstellt worden war.

Ökosituation und Investitionen ins Humankapital


Die Experten bewerteten dabei die Umweltverschmutzung, die Erschöpfung der natürlichen Ressourcen sowie den unter Naturschutz stehenden Flächenanteil von Russlands Teilgebieten – und korrelierten dies mit Faktoren, die ihrer Meinung nach das Wohlergehen der Bevölkerung am besten messen: die „Ausgaben für die Entwicklung des Humankapitals“, sprich die Investitionen in Bildung, Gesundheitssystem und Sport.

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Heraus kam eine Hitliste der Regionen, in deren Spitzengruppe ausgerechnet Randregionen Russlands liegen, die üblicherweise eher als strukturschwache und abgelegene Armenhäuser des Riesenreiches gehandelt werden: Mit 215 die höchste Punktzahl erreichte die Republik Altai in Zentralsibirien, wo es wenig Menschen, Fabriken und Straßen, dafür aber umso mehr hohe Berge gibt.

Tschetschenien ganz vorne mit dabei


Auf dem zweiten Platz folgte eine besondere Überraschung: Besonders gut lebt es sich demnach in Tschetschenien! Die Kaukasus-Republik ist über ihre Grenzen hinaus bisher eher für Terror und Gegenterror sowie die Verheerungen von 20 Jahren Krieg bekannt – und rutscht nun im grünen Index Russlands (und gemeint ist hier nicht die Farbe des Propheten) fast ganz nach oben.

Die Plätze 3 und 4 nahmen Außenseiter-Regionen des wirtschaftlichen und politischen Lebens in Russland ein: das unscheinbar im Fernen Osten Russlands am Amur liegende Jüdische Autonome Gebiet, die Republik Tuwa an der Grenze zur Mongolei sowie Tschetscheniens kleiner Nachbar Inguschetien.

Twer beste Region unter den Industrie-Standorten


Als einzige industriell geprägte Region unter neun Landwirtschafts-Arealen kam nur das Gebiet Twer unter die ersten zehn der Liste. Schlusslichter des Regionalvergleichs sind hingegen von der Rohstoffindustrie aktiv ausgebeutete Regionen: das Nenzen-Gebiet in Nordrussland, das Chanten-Mansen-Gebiet in Westsibirien sowie Sachalin, Tschukotka und Tjumen.

Tschetschenien punktet dank Aufbau-Subventionen


Der verblüffende zweite Platz Tschetscheniens ist durch die Kriterien der Bewertung leicht erklärbar: Zum einen ist die vom Bürgerkrieg verheerte Republik ein bevorzugter Zuschussempfänger des russischen Staatshaushaltes. Die Moskauer Strategie der Befriedung durch Wiederaufbau erklärt die hohen Ausgaben, die dort für Bildung und Sport getätigt werden.

„Allerdings können wir nicht überprüfen, wofür diese Subventionen real ausgegeben werden“, so Jewgeni Schwarz, der als Direktor des WWF-Russland an der Untersuchung mitarbeitete. Die Untersuchung würde sich ausschließlich auf offizielle Statistiken und keine eigenen Ermittlungen der Umweltschützer stützen. Nur so sei gewährleistet, dass sie auch vom russischen Verwaltungsapparat ernst genommen würde.

In einem Aspekt konnte Tschetschenien hingegen ganz real punkten: 20 Prozent der Fläche stehen unter Naturschutz. Allerdings, so bemerkt Schwarz: „Eine andere Frage ist, wie werden die Schutzbestimmungen dort beachtet?“



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Stoll 04.10.2012 - 07:41

Mal überspitzt gesagt gibt es in Tschetschenien zwei Fladen zum Frühstück, statt einem im übrigen Russland. Noch immer ist der überwiegende Teil der russischen Bevölkerung arm und die angeblichen Staatsreserven von 580 Milliarden Dollar sind wohl auch nur eine Mär. Denn sonst würde es im russischen Gesundheitswesen viel besser aussehen. In der weiten Fläche Russlands ist von einem qualitativ niedrigen Standart auszugehen. Also wo sind diese 580 Milliarden Dollar. Sind sie nicht viel besser zur Verbesserung des allgemeinen Lebensstandarts einzusetzen oder spart Putin für eine goldene nie eintreffende Zukunft?


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