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Von Zchinwali sind nur noch Ruinen über. Foto: newsru.com
Von Zchinwali sind nur noch Ruinen über. Foto: newsru.com
Sonntag, 10.08.2008

Südossetien: Jede Seite kämpft mit ihrer Wahrheit

Moskau. Gelogen wird auf beiden Seiten: Die Georgier sprechen von einem „Angriff Russlands auf unser Staatsgebiet“ und haben schon vergessen, wie sie mit Raketenwerfern über die schlafende Stadt Zchinwali herfielen.

Die Russen beteuern, mit ihrer „Friedenstruppe“ nur in Südossetien für Sicherheit sorgen zu wollen, werfen aber dennoch Bomben über „rein militärischen Zielen“ im übrigen Georgien ab. Die georgischen Davids wiederum stellen dies dar, als würde Goliath Russland nun ihr Land in Schutt und Asche legen.

Auch wenn die Schäden offenbar (von einem zerstörten Wohnhaus in Gori abgesehen) gering sind. Sonst hätte man sie schon längst anklagend der Weltöffentlichkeit präsentiert. Moskau beschränkt sich offenbar auf angedeutete Militärschläge, um Tiflis zur Räson zu bringen.

Die Welt muss hilf- und willenlos zusehen

Russland muss sich auch zurückhalten, um die Georgier in diesem Konflikt nicht in die Opferrolle zu drängen, sondern als Übeltäter anprangern zu können – am liebsten vor dem Haager Sonder-Tribunal für Kriegsverbrecher. Russische Medien operieren mit der rein spekulativen Zahl von 2.000 Toten in Zchinwali, als hätte sie schon jemand gezählt.

Wladimir Putin sprach nach Treffen mit Flüchtlingen von „Anzeichen für einen Genozid an den Südosseten“. Sein Widersacher, der smarte Michail Saakaschwili bettelt unterdessen um die Solidarität „der freien Welt“ – und setzt sich bei seinen TV-Auftritten kurzerhand vor die EU-Flagge, als wäre seine Chaos-Republik Georgien da schon Mitglied.

Und das Völkerrecht? Die UN-Resolutionen? Darauf berufen sich auch beide Konfliktparteien ohne Unterlass. In den 18 Jahren seit Beginn des Südossetien-Konflikts hat Papier keine Lösung gebracht – selbst als dort relative Ruhe herrschte. Dieses Versagen hat dazu geführt, dass nun beide Seiten versuchen, mit Waffengewalt neue Fakten zu schaffen.

Der Rest der Welt kann eigentlich nur zusehen – so hilflos wie willenlos, sich hier wirklich einzumischen. Es wäre schon viel gewonnen, wenn die geballte diplomatische Kraft von UN, USA, EU, GUS, OSZE und NATO zumindest eine Ausweitung des Brandes auf Abchasien verhindern könnte. Und den Menschen dort zuliebe vorübergehend nicht an Pipeline-Trassen und Einflusszonen denken würde. (Lothar Deeg/.rufo)



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