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Putin fishing compliments (Foto: Russisches Internet/rian.ru)
Putin fishing compliments (Foto: Russisches Internet/rian.ru)
Mittwoch, 22.08.2007

Putin: Körpereinsatz in Politik und Völkerfreundschaft

Moskau. Körpereinsatz war in der Politik immer großgeschrieben. Massenhafter Fremd-Körpereinsatz hieß meist Kanonenfutter. Individuellen Körpereinsatz für den Frieden übten schon Brandt und Breschnew. Putin setzt die Latte höher.

Besonders die deutsch-russischen Beziehungen bieten unendliche viele Beispiele des gelungenen Körpereinsatzes. Dabei können wir die, die nicht in die Chroniken der Weltgeschichte, sondern nur in viele Familienalben Eingang fanden, hier außer Acht lassen.

Putin jedenfalls kann nicht das Urheberrecht für diese Polittechnologie in Anspruch nehmen. Es gab schon vorher - zwar nicht in Russland, aber auf der internationalen Bühne – Papparazzi und in den deutsch-russischen Beziehungen im Besonderen Männerfreundschaften, Schlittenfreundschaften, Saunafreundschaften, Pulloverfreundschaften, Badehosenfreundschaften sowie die bekannten „Treffen ohne Schlips“.

Badehosenfreundschaft Brandt-Breschnew macht den Anfang

Den Anfang in dieser Reihe macht die – inzwischen fast vergessene - Badehosenfreundschaft von Willy Brandt und Leonid Breschnew. Es war der September 1971. Vom 17. bis 20.September diskutierten auf der Krim Bundeskanzler Willy Brandt und KPdSU-Generalsekretär Leonid Breschnew über die „Neue Ostpolitik“ bzw. die „Neue Westpolitik“. Nach 16 Stunden, so erinnerte sich Brandt, war eine Vertrauensbasis geschaffen.

„Der Abbau von Feindbildern, gegenseitig, war mit Händen zu greifen“, erinnert sich Entspannungsarchitekt Egon Bahr. Tatsächlich waren sich Brandt und Breschnew vor allem beim Baden näher gekommen: das gemeinsame Bad im warmen Wasser des Schwarzen Meeres bei Jalta war sozusagen das ursprüngliche Treibmittel der Entspannungspolitik.

Bei Russland-Aktuell
• Umfrage: Wie kam Putin Oben ohne bei den Russinnen an? (22.08.2007)
• Halbnackter bekommt Ausweis mit Wunsch-Passbild (10.04.2006)

Strickjacken-Konferenz Kohl - Gorbatschow

Brandt und Breschnew pflegten, so heißt es, nach diesem gemeinsamen Bad noch lange Jahre lang eine Brieffreundschaft. Ihre Fortsetzung fand die Badehosenfreundschaft – wenn auch mit weniger Tiefe – bei der bekannten Strickjackenkonferenz von Kohl und Gorbatschow, bei der diese am 15.Juli 1990 im Kaukasus den Rahmen für die deutsche Wiedervereinigung absteckten.

Gorbi im Pullover, Kohl in der Strickjacke, das brachte die „Chemie“ zwischen den beiden in Ordnung, hatte doch Kohl taktvollendet wie immer Gorbatschow kurz davor noch mit Goebbels verglichen.

Saunafreundschaft Kohl - Jelzin

Mit Boris Jelzin ging Helmut Kohl dann schon in die Sauna – und brachte damit Jelzin wohl auf die Idee, eine richtige vertrauensbildende Serie von „Treffen ohne Schlips“ mit diversen Staatslenkern zu veranstalten.

Putins Männerfreundschaften

Wladimir Putin hatte sich bisher vornehm zurückgehalten. Er war weder mit Chirac noch mit Merkel in der Sauna, er fuhr nur ein wenig Buggy oder Boot mit Bush, ein wenig Schlitten mit Schröder und Ski mit dem österreichischen Kanzler Wolfgang Schüssel.

Seine sonstigen sportlichen Leidenschaften – vom Judo bis zum Kampffliegerpiloteneinsatz – übte Putin bisher alleine aus. Erst beim Angelurlaub mit Prinz Albert von Monaco im schönen Tuwa, der Schamanen- und Haschisch-Republik in Sibirien ging Putin jetzt einen Schritt weiter.

Putin legt die Latte hoch an

Putin hat damit die Latte wirklich sehr hoch angelegt. Für eine neue Strickjackenkonferenz wäre Gordon Brown vielleicht zu haben. Angela Merkel zum Baden zu verführen dürfte schon schwer fallen. Und so wird der Auftritt mit nacktem Oberkörper wohl doch für den russischen Hausgebrauch vorbehalten bleiben – allerdings doch immer in der perfekt organisierten Variante, denn Papparazzi sind in der Nähe der russischen Staatsspitze sehr dünn gesäht.

Ist nur die Frage, ob ihm jemand aus der heimischen Politikerriege das Wasser wird reichen können. Die einzige wirkliche Steigerungsform, die das Publikum international erstaunen würde, wäre vielleicht eine Abwandlung der nackten Massenfotos, die Greenpeace jetzt auf einem Alpengletscher veranstaltete, um auf dessen Schmelzen aufmerksam zu machen, das sonst niemand bemerkt hätte.

Aber, wie gesagt, lieber eine Fotosession des ganzen russischen Kabinetts auf dem Elbrus, als Körpereinsatz in der früher üblichen, wesentlich verlustreicheren Form.

(mig/.rufo/Moskau)


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