Moskau. Die katarische Staatsanwaltschaft fordert die Enthauptung der inhaftierten russischen Geheimagenten Anatoli Beljaschkow und Wasili Pokschew. Die beiden sind angeklagt, den tschetschenischen Ex-Präsidenten Selimchan Jandarbijew Anfang des Jahres in Doha mit seinem Auto in die Luft gesprengt zu haben. Folgt das Gericht den Argumenten der Staatsanwaltschaft, können nur die Jandarbijew-Witwe und deren Sohn die Agenten begnadigen.
Mit dem Schlussplädoyer der Staatsanwaltschaft ging der Prozess am Dienstag zu Ende. Der Ankläger Saad Hanif befand die Angeklagten in allen Punkten für schuldig und forderte die Todesstrafe durch Enthauptung. Die Urteilsverkündung wird am 30. Juni erwartet.
Im Fall einer Verurteilung können die Beschuldigten noch auf die Barmherzigkeit der Angehörigen des Ermordeten hoffen. Laut katarischem Gesetz könnte die Witwe Malika Jandarbijew und ihr Sohn, der 12-jährige Duad, um Gnade für die Angeklagten ersuchen. Duad, der bei der Explosion verletzt wurde, liegt zurzeit immer noch im Krankenhaus. Ein Interview mit der Witwe Jandarbijews, das vor kurzem im russischen Fernsehen ausgestrahlt werden sollte, wurde auf Druck des Geheimdienstes aus dem Programm genommen.
Wahrscheinlicher ist, dass der Emir Hamad bin Khalifa Al Thani das Urteil umstürzt. Ein Todesurteil muss in jedem Fall von allen höheren Instanzen bestätigt werden. Wenn das Apellationsgericht der Staatsanwaltschaft Recht gibt, hat der Emir das letzte Wort. Damit beginnt dann wahrscheinlich das diplomatische Seilziehen.
Bereits Ende Februar versuchte sich Russland im Pokerspiel um die inhaftierten Russen eine bessere Ausgangslage zu verschaffen. Vorübergehend wurden zwei Sportler der katarischen Ringer-Olympiamannschaft wegen illegaler Deviseneinfuhr festgenommen. Nach einem Monat mussten die beiden Ringer jedoch mangels Beweisen freigelassen werden.
Im Juli und August legen in Katar die Gericht traditionell ihre Arbeit nieder. Die Urteilsverklündung fällt just auf den letzten Arbeitstag. Da auch die Apellationsgerichte erst Anfangs September ihre Arbeit wieder aufnehmen wird sich der Prozess sicher noch bis Ende des Jahres hinziehen.
(cs/.rufo)
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