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Pressemuseum (foto:ug/.rufo)
Pressemuseum (foto:ug/.rufo)

Pressemuseum

In einem Land, wo dem geschriebenen Wort solche Bedeutung zukommt wie in Russland, lohnt es sich besonders seiner Entstehung und Verbreitung Aufmerksamkeit zu schenken. In den Räumen des Pressemuseums waren früher nebst der Druckerei auch die Redaktionen mehrerer Zeitungen untergebracht, darunter sogar die berühmte „Prawda“. Nebenher erhält man einen Einblick in das soziale Gefüge eines typischen Petersburger Mietshauses aus dem 19. Jahrhundert.

Die Koordinaten
Adresse: Mojka 32
nächste Metro: Newski Pr./Gostiny Dwor
Geöffnet: 11-17, Fr 11-16 Uhr, Mi Ruhetag
Eintritt: ca. 1 $; Führung ca. 2 $
Tel.: 312 09 77
Anhand von Modellen wird dem Besucher das Funktionieren der ganzen Zeitung vor Augen geführt. Druckerei, Falzerei, Setzerei und Packerei – zu jeder Abteilung weiß die gut informierte Museumsleitung einige Worte zu sagen und sie auch mit Fotografien und den damals üblichen Arbeitsutensilien zu verdeutlichen. Lettern, Setztafeln und ein ganzes Sortiment an Druck- und Falzmaschinen sind erhalten geblieben und stehen dem Besucher zur Verfügung, der sich nicht genieren muss, selbst Hand anzulegen. Hier darf sich jeder mal als richtiger Drucker fühlen und ein bisschen Gutenberg spielen.

Schwieriger wird’s da schon, was die Aufgabe der Setzer anbelangt. Nicht nur mussten sie von rechts nach links und spiegelverkehrt schreiben, sondern auch noch mit dem Satzende beginnen. Selbstverständlich möglichst ohne Schreibfehler. Für die Herstellung einer Zeitung brauchte es also einiges mehr als Papier, Druckerschwärze und ein paar Schreiberlinge.

In diesem Petersburger Pressehaus wurden von 1905 bis 1908 die Zeitung „Rus“ gedruckt, von 1908 bis 1917 befasste man sich mit der Herausgabe des „Selski Westnik“, was sich mit „Nachrichten vom Land“ übersetzen lässt. Mit dem Heraufziehen der Oktoberrevolution interessierten die Provinznachrichten über Landmaschinen und Getreideernten weniger, und unter der Leitung von Lenin höchstpersönlich begann man mit der Arbeit am Hauptorgan der Kommunisten, der „Prawda“. Hier erschienen von März bis Juli ingesamt 99 Ausgaben des Parteiblattes.

Die zweite Hälfte des Museums ist einer Darstellung der am weitesten verbreiteten Wohnform im alten Petersburg gewidmet – dem Mietshaus. Hier galt das Prinzip, dass sich der Wohlstand der Bewohner an der Etage ablesen lässt. Im Erdgeschoss oder im ersten Stock, wo die Decken hoch und die Zimmer groß sind, hatte der Hauseigentümer selbst oder sonst ein vermögender Städter seine Residenz. Es folgten Beamte, Kleinbürger und Arbeiter und in der obersten Etage, gleich unter dem Dach, wohnten die am wenigsten Begüterten: Studenten, Wanderarbeiter, Wäscherinnen.

Der Besitzer eines solchen Baus war fein raus, wie das zeitgenössische Sprichwort bestätigt: „Ein Mietshaus in Petersburg ist noch rentabler als eine Goldgrube in Sibirien“.
(ug/.rufo)


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