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Spiegeln sich die Kaliningrader in ihrer eigenen Geschichte und woraus besteht sie ? Dom Kaliningrad im Herbst (Foto: Mischke/.rufo)
Spiegeln sich die Kaliningrader in ihrer eigenen Geschichte und woraus besteht sie ? Dom Kaliningrad im Herbst (Foto: Mischke/.rufo)

Kaliningrader, sagt endlich, wer ihr seid!

25.10.2004, Kaliningrad. Wenn Hochzeitspaare Blumen an Denkmälern niederlegen, ist das russisch. Wenn sie es am Grab des unbekannten Soldaten tun, umso mehr. Aber wenn Kaliningrader Brautleute auch noch Blumen zum Grabe Kants bringen - sind sie damit immer noch Durchschnitts- russen oder in besonderer Weise von der deutschen Vergangenheit ihrer Kaliningrader Heimat geprägt?

Es gibt kaum eine Kaliningrad-Konferenz, bei der es früher oder später nicht um diese Fragen geht: „Wer sind die Kaliningrader? „Normale“ Russen oder ein eigenes Volk? Und welche Rolle spielt die deutsche Vergangenheit bei der Beantwortung dieser Frage?“ Auch bei einem Seminar der Academia Baltica, welches an diesem Wochenende in Kaliningrad stattfand, ging es unter anderem wieder um dieses Thema.

„Immer diese Identitätsfrage“, seufzte denn auch eine deutsche Teilnehmerin, die in Kaliningrad arbeitet und die wiederkehrende Diskussion schon ausreichend oft erlebt hat. Doch wie das Seminar einmal mehr zeigte, ist das Thema aktuell und zudem kann man sich ihm auf unterschiedlichste Weise annähern.

Kant als Beweis?

So versuchte Waldemar Biss, Kaliningrader Geschichtsexperte und Mitarbeiter im Dommuseum, eine Antwort anhand der oben genannten „Blumenabwurfstellen“ für Hochzeitspaare zu finden. „Warum kommt ihr zu Kants Grab? Weil es ein Symbol oder einfach nur ein schöner Platz ist?“ befragte er Kaliningrader Hochzeitspaare auf der Dominsel. Leider erhielt er dabei die Antwort „beides“ und ein ratloses Schulterzucken: „Es ist halt so, dass man an diesem Tag hierherkommt“ - Brautleute können bei der Beantwortung der Identitätsfrage also anscheinend nicht viel weiterhelfen.

Bei www.aktuell.RU:
• Kaliningrader besinnen sich auf ihre Geschichte (29.09.2004)
Der Kaliningrader Historiker Alexander Sologubow verweigerte gleich bewußt eine Antwort auf diese Frage. Er hält die öffentliche Identitätssuche für problematisch, da sie auch für politische Interessen mißbraucht wird. Für ihn ist Identität zudem eine höchst persönliche Angelegenheit, weshalb es irrig ist, diese Frage allgemein zu diskutieren.

Der eine ist so - der andere so

In seinem Vortrag beschränkte er sich dann auch darauf, Meinungen anderer Kaliningrader zu diesem Thema zu zitieren: „Wir sind ein kleines, ausgeschlossenes Volk ohne Wurzeln“ ist eine zitierte Meinung. „Wir sind Russen“ die andere. Und eine dritte: „Mein Heimatbild beinhaltet das Königsberger Schloß, Kiefern und Ostseedünen und keine Matroschkas“. Drei Antworten, drei unterschiedliche Meinungen zur eigenen Identität. Es bleibt also schwierig.

Die zahlreichen Wortmeldungen von Seminarteilnehmern
ergaben zwar ebenfalls kein klareres Bild, zeigten aber einmal mehr, dass großer Redebedarf bei diesem Thema besteht. Identitätsforschung ist sowieso ein fortlaufender Prozess, wie auch ein deutscher Teilnehmer treffend bemerkte: „Die gibt es auch bei uns in Bielefeld“.

(jm/.rufo)


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