Alla Fjodorowa (Foto: Mischke/.rufo) |
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Kaliningrader besinnen sich auf ihre Geschichte29.9.2004, Kaliningrad. Das 750jährige Stadtjubiläum, der 60. Jahrestag des Kriegsendes und die Gründung des Kaliningrader Gebietes: In der russischen Exklave stehen mehrere Jahrestage an, die die geschichtliche Vergangenheit des Gebietes verstärkt in das Bewusstsein der Bevölkerung rücken. „Es haben sich noch nie so viele Leute für die Geschichte der Region interessiert wie heute“, erzählt Alla Fjodorowa, Direktorin des Staatlichen Kaliningrader Zentralarchivs russland-aktuell
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Geschichtsort im Aufwind
„Im Schnitt kommen täglich zehn bis 20 Interessierte in unser Archiv, darunter Historiker, Diplomanten, Doktoranten und Privatpersonen. Außerdem recherchieren bei uns Mitarbeiter von Kultureinrichtungen, Fernsehteams und Zeitungsredakteure. Auch Studentengruppen und Schulklassen kommen oft.“
Politisch lange nicht erwünscht
Auf die Situation zu Sowjetzeiten angesprochen, erinnert sie sich: „Es gab zwar schon immer Leute, die sich für die Geschichte interessierten, aber das waren nur wenige. In der Schule sprachen die Lehrer nur über die jüngste Vergangenheit. 1945 war die Zäsur, aus der davorliegenden Zeit wurde gar nichts vermittelt.“
Der Bewusstseinswandel kam erst Mitte der achtziger Jahre. Durch die Perestroika wurde nun auch öffentlich über die Zeit vor 1945 und die schwierigen Anfangsjahre des Kaliningrader Gebietes geredet. Dadurch wurden die Menschen auf die lange Geschichte ihrer Stadt und ihres Gebietes aufmerksam.
Heimat Kaliningrad
Neben den politischen Veränderungen gibt für das gestiegene Interesse an der Historie auch persönliche Gründe. Alla Fjodorowa, selbst gebürtige Kaliningraderin, erklärt das am eigenen Beispiel: „Meine Eltern waren hier Zugezogene, deren Wurzeln woanders lagen. Aber ich bin hier geboren, dies ist meine Heimat und deswegen möchte ich über die Vergangenheit Bescheid wissen.”
Teil der Geschichte werden
Die neue Wertschätzung der Geschichte hat eine weitere Facette. Kaliningrader, die die Geschichte des Gebietes mit
geprägt haben, übergeben dem Archiv ihre schriftlichen Lebenserinnerungen mittlerweile mit großem Stolz, wie Alla Fjodorowa beobachtet: „Sie erkennen, dass sie Teil der Geschichte werden und dass sich nachfolgende Generationen dafür interessieren werden“.
(jm/.rufo)
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