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Foto: Schinkel-Leuchtturm und Peter der I. - Denkmal in Baltijsk
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Baltijsk: Gesperrte Stadt mit großen Hoffnungen

Von Johanna Mischke, Kaliningrad. „Ihren Passierschein!“ fordert die uniformierte Angestellte am Kontrollposten. Ein Besuch in Baltijsk, dem Stützpunkt der Baltischen Flotte, beginnt immer noch am Schlagbaum: Mehr als 15 Jahre nach Beginn der Perestroika ist die Stadt unverändert Sperrgebiet, das von Ausländern nur mit einer Genehmigung des staatlichen Geheimdienstes betreten werden darf.

Ein älterer Kaliningrader bemerkte einmal, er fahre so gern nach Baltijsk, weil man sich da so gut an die vergangene Sowjetzeit erinnern könne. Und tatsächlich scheint die Zeit in Baltijsk, dem ehemaligen Pillau, ein wenig stehen geblieben zu sein. Es gibt eine Menge alter Kasernen aus deutscher Vergangenheit, zwei kleine Neubauviertel im Sowjetstil und nur wenige Zeichen der neuen Zeit. Über den riesigen Paradeplatz, den „Platz der Baltischen Ehre“, fegt der Wind. Wenige Häuser im Stadtzentrum haben einen neuen Farbanstrich.

Blick vom Leuchtturm (Foto: jm/.rufo)
Blick vom Leuchtturm (Foto: jm/.rufo)
Das heutige Baltijsk ist auch immer noch eine geteilte Stadt: Militär- und Zivilverwaltung arbeiten völlig unabhängig voneinander, es gibt ein Militärkrankenhaus und eines für Zivilisten. Selbst im Kulturbereich existieren Doppelstrukturen: Die einen gehen in die Offiziersbibliothek, die anderen nutzen die Stadtbücherei. Von den 55.000 Einwohnern der Stadt sind ein Drittel Zivilisten, zwei Drittel Armeeangehörige.

Militär und sonst nichts

Weil Baltijsk seit dem Kriegsende abgeschottetes Militärgebiet war, wurde dort in den vergangenen Jahrzehnten keine Industrie angesiedelt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Noch immer ist das Militär der Hauptarbeitgeber in der Stadt.

Doch die Anzahl der Arbeitsplätze für Zivilangestellte beim Militär sind begrenzt. Um eine Stelle zu bekommen, muss man über gute Beziehungen verfügen. Frauen können in Baltijsk noch Arbeit als Verkäuferin finden. Für Männer sieht es hingegen schlecht aus. Wer kann, sucht sich Arbeit im rund 40 Kilometer entfernten Kaliningrad. Oder er verkauft seine Wohnung und zieht gleich ganz in die Gebietshauptstadt.

Spekulationsobjekt Baltijsk

Foto: Auf der Faehre zwischen Baltijsk und der Nehrung (Foto: jm/.rufo)
Foto: Auf der Faehre zwischen Baltijsk und der Nehrung (Foto: jm/.rufo)
Probleme mit Wohnungsleerstand kennt die Stadt jedoch nicht. Im Gegenteil, denn nicht nur der Badeort Swetlogorsk wird zur Zeit von reichen Moskauern aufgekauft. Auch Baltijsk und die nur durch einen knapp 200 Meter breiten natürlichen Seekanal entfernte Frische Nehrung sind zu begehrten Anlageobjekten für die Hauptstädter geworden. Feiner Sand am Ostseestrand, Wanderdünen, Bernstein und unberührte Natur: Es wird bereits viel über die großartigen Perspektiven der Region geredet.

Die leere Nehrung

Doch noch ist die russische Hälfte der Frischen Nehrung ein fast gänzlich unerschlossener Landstrich. Nur rund 200 Menschen leben dort in ein paar Dutzend baufälligen Häusern. Wegen der nahen Grenze dürfen nur die ersten zwei Kilometer der schmalen Halbinsel betreten werden. Die restlichen knapp 50 Kilometer bis zur polnischen Grenze sind in der Obhut der Natur und der dort stationierten russischen Grenztruppen.

Die Leute von der Nehrung haben keinen besonders guten Ruf in Baltijsk. Es gibt keine Arbeit auf der Nehrung, keine Geschäfte und keine Schule für die älteren Kinder. Bei schlechtem Wetter oder beim Auslauf der Patroullienboote fährt nicht einmal die Fähre nach Baltijsk und die Leute sind sich selbst (und oft auch dem Alkohol) überlassen.

Bernsteinfischer

Bernsteinfischer warten auf den Wind (Foto: jm/.rufo)
Bernsteinfischer warten auf den Wind (Foto: jm/.rufo)
Am breiten Ostseestrand stehen indes die Jeeps mit den Vorderrädern in den auslaufenden Wellen, in ihnen Dutzende Männer in Taucheranzügen. Stundenlang warten sie auf den richtigen Wind, der den Bernstein vor die Küste treibt, wo er sich dann mit dem Kescher aus dem Wasser fischen läßt. Für einen 300-Gramm-Klumpen bekommen die Bernsteintaucher 500 Dollar, für ein Kilo kleiner Stückchen 5 bis 10 Dollar.

Begrenzter Stillstand


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Noch verharrt Baltijsk im Stillstand, doch es gibt auch Anzeichen für Veränderungen. Das Militär hat nach jahrelangen Streitereien Teile des Militärhafens für den zivilen Güter- und Personenverkehr geräumt. Ein neues Frachtterminal wurde bereits gebaut. Schon seit Jahren wird zudem über die Eröffnung eines Grenzüberganges auf der Frischen Nehrung zwischen Kaliningrad und Polen gemunkelt. Und auch die Passierscheinpflicht für Baltijsk wird wohl nicht ewig bestehen bleiben.

In Baltijsk könnte man dann endlich auf mehr Touristen hoffen. „Letztes Jahr waren es nicht so viele“ gibt eine Reiseleiterin aus Baltijsk zu. Aber auch ihre Chefin vertraut schon auf die Zukunft: Sie will auf jeden Fall bald mit dem Neubau eines großen Hotels anfangen.

(jm/.rufo)



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