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Die Freude steckt im Detail: Ausstellungsbesucher untersuchen eine historische Karte. (Foto: Eugen von Arb)

Verblichene Kostbarkeiten auf Papier

St. Petersburg. Mit einer Ausstellung von Zeichnungen und Aquarellen aus dem 18. Jahrhundert startet das Russische Museum einen dreiteiligen Graphik-Zyklus, der bis ins 20. Jahrhundert reichen wird.

Dass es eine Zeit gegeben hat, in der die ungenaue menschliche Hand allenfalls mit primitiven Hilfsmitteln nahezu alles von der Porträtskizze bis zum Festungsbauplan, aufzeichnete, erscheint heute fast unglaublich. Um so beeindruckender ist die Ausstellung im Ingenieursschloss (Michaelsschloss), welche 130 Zeichnungen und Aquarelle von 60 in Russland arbeitenden Autoren aus dem 18. Jahrhundert zeigt.

Die präsentierten Stadtpläne, Konstruktionszeichnungen, Veduten und Porträts gehören zu den wenigen kulturellen Zeugnissen aus dieser Zeit und werden teilweise zum ersten Mal öffentlich gezeigt. Sie machen ein hautnahes Erleben jener Epoche möglich, in der sich Russland mit der Übernahme der dreidimensionalen Darstellungsweise der westeuropäischen Kultur annäherte.

Was war geplant - was ist verschwunden?

Erste gezeichnete Veduten von St. Peterburg und architektonische Abbildungen bilden einen Haupteil der Ausstellung – die Stadt Petersburg, ihre Palaste und Festungsanlagen sowie Ansichten anderer Städte des Reichs, zum Beispiel Kiew, sind darin enthalten. Besonders im Fall von Petersburg ergibt sich die einmalige Gelegenheit, die historischen Vorlagen mit dem Zustand von heute zu vergleichen - was steht noch heute, was ist der Geschichte zum Opfer gefallen?

Gezeichnete Porträts aus dieser Epoche sind ausgesprochen selten, darum bilden die Bilder von Peter dem Grossen und Katharina II. von Schubin und Lewicki einen klaren Höhepunkt der Ausstellung. Stellvertretend fur die Entstehung der Akademien im 18. Jahrhunderts zeigen Modellzeichnungen ein interessantes Bild der Frauen jener Epoche auf.

Zur Information:
• Russisches Museum
• Michaels-Schloss

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Ein wichtiges Stück Kultur- und Museumsgeschichte sind die Skizzen von Exponaten der Kunstkammer, dem ersten Kunstmuseum überhaupt in der Stadt. Abgerundet wird das Ganze durch Landschaftsdarstellungen, die unter anderem die Umgebung von Gatschina und die Halbinsel Krim zeigen und Historienbildern. Eine bekannte Abbildung, deren Original man kaum je öffentlich zu sehen bekommt, ist die Szene der Enthüllung des Denkmals für Peter den Großen 1782, dem „Ehernen Reiter“ von Falconet. Obschon die Federzeichnung bereits vergilbt ist, packt sie den Betrachter.

Architektonische „Autographen“

In der Ausstellung ist eine ganze Reihe Zeichnungen bekannter Architekten des 18. Jahrhunderts vertreten: Rastrelli, Quarengi, Kasakowa, Woronichin und Toma de Tomont. Wer die Namen bisher im Zusammenhang mit Architektur vernommen hat, kann nun in der Ausstellung die „Autographen“ der großen Bauherren besichtigen. Neben bekannten Autoren tauchen immer wieder Werke unbekannter Herkunft auf – sie zuzuordnen, ist mit aufwändigen Recherchen verbunden, die oft nur im Zusammenhang mit solchen Ausstellungsprojekten unternommen werden.

Gut gehüteter Schatz

Zu sehen bis...
Die Ausstellung läuft bis zum 15. Mai im Michaels-Schloss.
Adresse: Uliza Sadowaja 2
Nächste Metro: Gostiny Dwor/Newski Prospekt
Geöffnet: Mi bis Sa 10 bis 17 Uhr, Mo 10 bis 16 Uhr; Di geschlossen
Die Schlichtheit der Werke auf Papier, die wegen ihrer Empfindlichkeit nur im Dämmerlicht hinter abgedunkelten Fenstern gezeigt werden, täuschen über ihren unschätzbaren Wert hinweg. Sie stammen aus den Fundus von über 100.000 Zeichnungen und Aquarellen des Russischen Museums, aus dem rund 3.000 dem 18. Jahrhundert zugeordnet werden können. Sie sind um so wertvoller, als dass Zeichnungen zu dieser Zeit selten aufbewahrt und noch seltener gesammelt wurden und ein Grossteil später Kriegen und Unruhen zum Opfer fiel.

(eva/.rufo)


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