Der Liviz-Wodka macht sich auf Petersburger Ladenregalen zunehmend rar (Foto: Liviz)
Mittwoch, 19.03.2008
Petersburger Wodka-Fabrik Liviz meldet Konkurs an
St. Petersburg. Der traditionsreiche Petersburger Wodka-Hersteller Liviz hat Konkurs beantragt. Allerdings besteht der Verdacht, dass ein Teil der Produktionsanlagen zuvor in eine Tochterfirma ausgelagert wurde.
Liviz destilliert seit 1897 an der Newa das russische Wässerchen. Seit 2005 geht die Produktion des lokalen Marktführers jedoch stetig zurück. Im letzten Jahr produzierte Liviz nur 19 Mio. Liter Wodka, 40 Prozent der Vorjahresleistung. Angeblich hat das Unternehmen mittlerweile etwa 20 Mio. Dollar Schulden bei der Steuerinspektion, Banken und Geschäftspartnern, schreibt heute der Kommersant.
Verdächtig ist allerdings, dass die nun offenbar bankrotte ZAO Liviz vor einiger Zeit ihre wichtigsten Produktionsanlagen in ein neues Firmengelände im Vorort Krasnoje Selo verlegt hat. Die dortigen Gebäude gehören einer OOO Liviz. Wem auf dem Papier die Anlagen gehören, wollte der Geschäftsführer Sergej Dubrowski der Zeitung nicht sagen. Auch er arbeitete bis vor einiger Zeit noch für die ZAO.
Sollten die technischen Anlagen vor der Konkursanmeldung auf eine andere juristische Person überschrieben worden sein, so besteht der Verdacht, dass hier Aktiva auf die Seite geschafft worden sind und das ausgebeinte alte Mutterunternehmen nun samt seiner Schulden in einem Konkursverfahren versenkt werden soll. Das alte Firmenareal mit einem klassischen roten Ziegelstein-Fabrikbau am Synopskaja-Ufer der Newa befindet sich im Besitz der Stadt.
Künstliche Bankrotte wurden in den 90er Jahren häufig angewandt. Doch mittlerweile hätte die Justiz einige Erfahrung mit der Aufarbeitung solcher Betrugsmanöver, so ein Rechtsexperte. Es sei nicht schwierig, die Verantwortlichen dafür vor Gericht zu bringen.
Alexander Sabadasch (Foto: Archiv)
Liviz-Eigner und "Wodka-König" Sabadasch im Exil
Liviz gehört dem durch zahlreiche umstrittene Firmenübernahmen berühmt-berüchtigten Petersburger Unternehmer Alexander Sabadasch. 2003 zog er für den von nur wenigen zehntausend Menschen bewohnten Autonomen Nenzen-Kreis in den Föderationsrat ein, was ihm wie allen Senatoren Strafimmunität verschaffte.
Im Mai 2006 wurde Sabadasch jedoch von seinen Parlamentskollegen das Mandat entzogen, da er eine mit dem Status eines Föderationsratsmitglieds nicht zu vereinbarende Unternehmertätigkeit ausführe. Damit begann der Niedergang: Sabadasch soll danach in die USA übergesiedelt sein.
Zeitgleich gab es Verhaftungen und behördliche Überprüfungen bei Liviz, die zu einem noch anhängigen Steuer- und Strafverfahren führten. Der Fiskus fordert dabei 22 Mio. Rubel (ca. 600.000 Euro) nach.
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