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Fischerboot in Rybatschi am Kurischen Haff. Foto: Mischke/.rufo
Dienstag, 26.04.2005

Kaliningrad: Fangverbot im Kurischen Haff

Kaliningrad. Weil die russische Fischereibehörde nicht rechtzeitig mit der EU über Fangquoten im Kurischen und Frischen Haff verhandelt hat, fällt für die Kaliningrader Fischer der Frühjahrsfang aus.

In den vergangenen Jahren verlief der Frühjahrsfang im Frischen und Kurischen Haff für die Fischer problemlos: Bilaterale Verträge regelten die Nutzung der Haffe, die zur jeweils einen Hälfte zu Kaliningrad und zur anderen Hälfte zu Polen bzw. Litauen gehören. Die Fangquoten für Zander oder Stinte waren in Verträgen festgelegt, die das Kaliningrader Gebiet mit seinen Nachbarländern direkt aushandelte.

EU-Beitritt und neues Fischerei-Gesetz

Doch die Gesetzeslage hat sich grundlegend geändert: Die Verträge über Fangquoten müssen seit dem Beitritt Polens und Litauens zur Europäischen Union auch mit Brüssel abgestimmt werden. Zudem trat in Russland zum Jahresbeginn 2005 ein neues Fischerei-Gesetz in Kraft, welches vorsieht, dass Fangquoten und deren Verteilung künftig nicht mehr in den Regionen, sondern in Moskau festgelegt werden.

Vergessene Aufgaben

Allerdings versäumte es die Föderale Fischereibehörde, ihren zahlreichen neuen Aufgaben nachzukommen. Weder legte sie in den folgenden Monaten neue Quoten fest, noch stimmte sie diese in Verträgen mit der Europäischen Union ab. Mehrmals wandte sich die Kaliningrader Gebietsverwaltung daraufhin an die Fischereibehörde mit der dringenden Bitte, endlich die Erlaubnis zum Fischfang zu geben. Doch nichts passierte.

Als Anfang April die Stinte ins Kurische Haff strömten, reichte es dem Kaliningrader Gouverneur Wladimir Jegorow. Er kündigte an, die Quoten eigenständig zu vergeben. Doch die Staatsanwaltschaft pfiff ihn wegen Kompetenzüberschreitung zurück. Kolchosen, die mit dem Fischen begonnen hatten, wurden von der regionalen Fischereibehörde überprüft und ihr Fang beschlagnahmt.

Geiseln der trägen Regierung

Die Kaliningrader Fischer sind damit „die Geiseln der Trägheit der Föderalen Regierung“ geworden, stellte unlängst der Chef des Fischereikomitees in der Kaliningrader Gebietsverwaltung, Viktor Osadschi, fest.

Während die Fischer am russischen Ufer des Kurischen Haffs also wegen des Wirrwarrs in der eigenen Regierung an Land bleiben mussten, holten die Fischer im litauischen Teil des Kurischen Haffs volle Netze ein.

Für Kaliningrader Fischer fällt der Frühjahrsfang wohl ganz aus. Denn die Stinte, um die es den Fischern vor allem geht, kommen nur für ein paar Tage ins Haff, mittlerweile ziehen sie sich bereits in die Flüsse zurück. Damit haben zumindest die Fische dieses Jahr Glück gehabt.

(jm/.rufo)


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