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Bomben gegen Moskau

Von Lothar Deeg, St. Petersburg. Seit 1999 lebt die russische Hauptstadt mit der ständigen Gefahr – und verdrängt sie doch immer wieder: Sprengkommandos radikal-moslemischer Extremisten haben dort bereits zwei Wohnblöcke, ein Rockfestival, einen Nobel-Boulevard und vor zwei Monaten auch die Straße vor der Staatsduma in blutige Schlachtfelder verwandelt. Und ein ganzes Theater als Geisel genommen. Nun hat es, fast schon logisch, die Moskauer Metro erwischt.

Im Tunnelgewirr der U-Bahn stehen die Menschen dichter beisammen als irgendwo sonst – und es gibt kein Entrinnen. Weder vor der Wucht einer tödlichen Explosion, noch vor der Notwendigkeit, auch am nächsten Tag wieder in die Metro hinabzusteigen. Denn ohne Metro kollabiert die Zehn-Millionen-Metropole.

In Tschetschenien kann die russische Armee Keller ausräuchern und mit Kanonen Bergpfade beschießen. Aber in der Hauptstadt funktioniert Putins Politik der harten Hand gegen den Terror nicht. Im Gegenteil: Je mehr der russische Staat im Süden mit Gewalt und Geld die einstigen Unabhängigkeitskämpfer in die Enge treibt, umso mehr verlegen sich diese vom offenen Widerstand zu Partisanenangriffen und schließlich auf blanken Terrorismus – auch weit jenseits der Grenzen der Bergrepublik.

Putin will Mitte März von den Russen wieder gewählt werden. Sein Vorgehen im Kaukasus wurde vom Volk auch weithin gebilligt - Tschetschenien stellt heute keine Gefahr mehr für den Zusammenhalt des Vielvölkerstaates dar. Aber eine Antwort darauf, wie den Moskauern jetzt die Angst vor ihrem Alltag zu nehmen ist, ist der Präsident noch immer schuldig. Die angeblich immer wieder verschärften Sicherheitsmaßnahmen erweisen sich als zahnlos: Denn wie man in Russland weiss, dienen Polizeikontrollen und scharfe Meldebestimmungen weniger der Verbrechensverhütung, als der Bereicherung unterbezahlter Beamter. Anstatt landesweit Räuber und Gendarm spielen zu lassen, sollte Putin eher einmal einen ebenso verbissenen Feldzug gegen Korruption und Verderb in seinem sogenannten „Sicherheitsapparat“ führen.
(ld/.rufo)


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