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Viktor Juschtschenko muss derzeit eine schwere politische Krise meistern |
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Freitag, 07.10.2005
Geringe Chancen für Juschtschenko auf NobelpreisMoskau. Die Präsidenten der Ukraine, Viktor Juschtschenko, und Georgiens, Michail Saakaschwili, haben nur geringe Chancen auf den heute vergebenen Friedensnobelpreis. Favorit ist der Ägypter Mohammed al Baradei.
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Im Januar diesen Jahres wurden Michail Saakaschwili und Viktor Juschtschenko für die begehrte Auszeichnung vorgeschlagen. US-Senatorin Hillary Clinton setzte sich für die beiden „Revolutionäre“ ein.
Beide Politiker schwammen damals auf einer Welle der Euphorie, nachdem sie die alten korrupten Machthaber in ihrem Land vertrieben hatten. Doch inzwischen ist Ernüchterung eingekehrt. Die Probleme in den beiden GUS-Ländern sind offensichtlich.
Korruption in der Ukraine bleibt bestehen
Die Ukraine stürzte in den vergangenen Monaten über mehrere neue Korruptionsskandale, in die ganz offensichtlich Mitglieder der neuen Führungsriege verwickelt waren. Anfang September zog Juschtschenko die Reißleine und entließ die Regierung Timoschenko. Ruhe ist seitdem in der Ukraine jedoch nicht eingekehrt. Der Kampf um die Macht geht weiter und zehrt am Image der einstigen Hoffnungsträger.
Auch Juschtschenko selbst kam nicht unbefleckt aus den Streitigkeiten hinaus. Seine ehemalige Mitstreiterin Timoschenko wirft ihm vor, zumindest von den Machenschaften seiner Untergebenen gewusst zu haben. Hinzu kommt auch noch ein hausgemachter Skandal.
Der 19jährige Sohn Viktors, Andrej, fuhr mit teuren Autos durch Kiew spazieren und lebte auch sonst nicht nach den Verhältnissen eines ukrainischen Studenten. Die Presse interessierte sich für Details und ein offensichtlich genervter Viktor Juschtschenko schimpfte auf Journalisten. Anschließend musste er sich für seine Ausfälle entschuldigen.
Selbstherrlicher Führungsstil und persönliche Fehltritte von Saakaschwili
In Georgien hingegen sorgt Michail Saakaschwili selbst für Skandale. Mal provoziert er kriegerische Auseinandersetzungen mit der abtrünnigen Republik Südossetien, mal verlässt ihn seine Frau wegen einer schwangeren Sekretärin. Sogar Vergewaltigungsvorwürfe wurden gegen ihn laut beileibe kein Kavaliersdelikt für einen „Rosenrevolutionär“.
Und dann gibt es noch die georgische Opposition. Bürgerrechtler werfen ihm autoritären und selbstherrlichen Führungsstil vor. Human Rights Watch klagt gar über die weiterhin verbreitete Folter in Georgien. Alles in allem zeigte Saakaschwili in seiner Amtszeit ein eher ambivalentes Verhältnis zu Demokratie und Menschenrechten.
Sowohl Juschtschenko als auch Saakaschwili scheinen daher bei den bevorstehenden Wahlen zum Friedensnobelpreis eher chancenlos zu sein. Als Favorit gilt der Chef der Internationalen Atombehörde Mohammed al Baradei. Auf der Liste der 165 Nominierten steht übrigens auch Bundeskanzler Schröder für seinen Einsatz gegen den Irak-Krieg. Dass er die Auszeichnung bekommt, ist allerdings ebenfalls unwahrscheinlich.
(ab/.rufo)
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