Die erste und einzige First LadyVon Gisbert Mrozek, Moskau, 21.09.99 Mit einem TU-134-Flugzeug, mit dem Boris Jelzin den Sarg Raissas und Michail Gorbatschow abholen liess, kamen die beiden auch 1991 aus Foros nach Moskau zurück, nachdem der Putsch gescheitert war.
Diesmal war bei der Ankunft auf dem Staatsflughafen Vnukowo auf Bitten Michail Gorbatschows kein prominentes Empfangskomitee dabei. Das erste Mal in seinem Leben habe er geweint, hatte er beim Abflug aus Deutschland bekannt. "Aber die Unterstützung der Menschen hilft", sagte Gorbatschow. Und auch unzählige Moskauer wollen ihm, so gut sie können, auf Raissas letztem Weg beistehen, als sei ihnen ein eigener naher Verwandter gestorben. "Niemand war ihr gegenüber gleichgültig", beschreibt der "Moskauer Komsomolze" die allgemeine Gefühlslage. Vor zehn Jahren reichten die Empfindungen für Raissa von "Hass bis Verehrung". Blumenverkäuferinnen am Weissrussischen Bahnhof erinnern sich jetzt an die Mischung aus Neid, Eifersucht und Unverständnis, mit der auch sie Raissa damals verfolgten.
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"Aber der Hass ist weg. Nur die Liebe blieb", schreibt der "MK". Den Grund für die Ablehnung, auf die Raissa früher stiess, beschreibt Gorbatschows alter Mitstreiter Alexander Jakowlew in seinem Nachruf mit einem einfachen und treffenden Satz: "Sie war die erste und bisher die einzige First Lady in unserem Land." Gerade die Erinnerung an diese Grösse, die früher Hass hervorrief, erzeugt heute bei den Moskauern echt empfundes Mitgefühl, verstärkt durch die Tragik der jüngsten Geschichte.
Für den Putsch von 1991 bezahlte Raissa mit einem Schlaganfall, schreibt eine Zeitung. "Der Verrat von Foros hat ihre Gesundheit für immer unterhöhlt", erinnert sich Alexander Jakowlew auch mit einem Seitenblick auf Boris Jelzin. "Sie hat den Schmerz über den menschlichen Undank nie verwunden". Was für die meisten Moskauer schon längst Geschichte geworden ist, war für Raissa eine nie verheilende Wunde. Aber wichtiger als diese Erinnerung an dramatische Augenblicke ist für die allermeisten Russen noch die menschliche Würde und Stärke Raissas.
"Sie waren bis zur letzten Minute immer zusammen. Im Kreml, in Foros und in Münster", schreibt die "Unabhängige Zeitung". Nur zwei Tage vor ihrem 46igsten Hochzeitstag wird Raissa Gorbatschowa auf dem Friedhof des Neuen Jungfrauen-Klosters in Moskau begraben. Sergei Kirijenko drückt in seinem Beileidsschreiben an Michail Gorbatschow aus, was viele aus der jüngeren Generation empfinden: "Für uns war Ihre Beziehung zu Raissa ein Vorbild der Liebe, der gegenseitigen Hilfe und der Treue." |
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