Die Gouverneurswahlen ein kurzer Blick zurьckBis 1991 war der Vorsitzende des Leningrader Stadtsowjets nominell der höchste Beamte der Stadt. Hinter ihm stand jedoch alles beherrschend und bestimmend die kommunistische Partei. Erst mit den demokratischen Veränderungen an der Wende zu den 1990er Jahren bekamen die Bürger zum ersten Mal die Chance, in allgemeinen und freien Wahlen ihr Stadtoberhaupt selbst zu bestimmen.
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Seit 1990 hatte der engagierte Juraprofessor Anatoli Sobtschak das Amt des Stadtsowjet-Vorsitzenden inne. Er stellte sich dann auch zur Wahl für das neue Amt des Bürgermeisters, die auf den 12. Juni 1991 gelegt wurde. An diesem Tag stimmten Russlands Bürger auch über ihren ersten frei gewahlten Präsidenten ab. Und die Leningrader wurden gebeten, noch eine dritte, ungewöhnliche Frage zu beantworten: "Wollen Sie die Rückgabe des historischen Namens an unsere Stadt?"
Sobtschak erhielt bei der Bürgermeisterwahl auf Anhieb 66 Prozent der Stimmen, Boris Jelzin wurde Präsident - und Leningrad bekam am 6. September seinen alten Namen zurück und heißt seitdem St. Petersburg. Dazwischen lag der kommunistische Puschversuch vom 19. August.
Ein atemberaubendes Tempo bestimmte in jenem Jahr die politische Arena. Die Demokratie siegte auf der ganzen Linie, und Sobtschak zog nebst Mannen bald darauf als stolzer Sieger in den Smolny ein (den zuvor die Kommunisten räumen mussten, die nach dem Augustputsch verboten worden waren).
1996 kam dann alles ganz anders. Siegessicher schritt Sobtschak zu seiner Wiederwahl. Gegen ihn war sein eigener Vize, Wladimir Jakowlew, angetreten. Im ersten Wahlgang errang der amtierende Smolny-Chef 29 Prozent, sein Gegner 21,6 Prozent der Stimmen. Doch in der zweiten Runde überflügelte Jakowlew seinen Konkurrenten.
Es waren nur 1,7 Prozent mehr (47,5 gegenuber 45,8 Prozent), aber genug, um Sobtschak aus dem Amt zu verdrängen. Sobtschaks Stellvertreter Wladimir Putin kündigte in der Stadtverwaltung, weil er unter Jakowlew nicht weiterarbeiten wollte. Er verliess noch im August 1996 die Stadt in Richtung Moskau, wo ihm ein neuer Arbeitsplatz in der Kremladministration vermittelt worden war.
Im Jahre 2000 saß Jakowlew fest im Sattel und konnte die Abstimmung mühelos gleich im ersten Wahlgang für sich entscheiden. Mit 72 Prozent der Stimmen trat er seine zweite Amtszeit an. Doch hatte er inzwischen die Gunst des Kreml eingebüßt, wo jetzt sein ehemaliger Kollege Wladimir Putin (einst ebenfalls Vizegouverneur unter Sobtschak) die Geschicke lenkte.
Noch vor Ablauf der ihm zustehenden vier Jahre musste Jakowlew (gleich im Anschluss an das 300. Gründungsjubiläum von St. Petersburg) seinen Hut nehmen. Der vakante Posten im Smolny wird nun mit der Wahl am 21. September 2003 neu besetzt.
(sb/.rufo)
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