Dienstag, 17.05.2005
Prozess gegen Geiselnehmer von Beslan beginntMoskau. Während in Moskau der Prozess gegen Yukos-Chef Chodorkowski zu Ende geht, beginnt in Wladikawkas erst die Verhandlung. Nurpascha Kulajew muss sich als Geiselnehmer von Beslan verantworten.
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Der 24jährige Tschetschene gilt offiziell als der einzige überlebende Terrorist. Allerdings gibt es schon seit Monaten Gerüchte, dass einigen seiner Komplizen die Flucht gelungen sein soll. Dies wurde nun von dem Leiter der parlamentarischen Untersuchungskommission Alexander Torschin offiziell bestätigt. Es gebe indirekte Beweise, dass einigen Terroristen möglicherweise die Flucht gelungen sei, teilte er am Montag mit.
Die Stimmung in der Kaukasusrepublik Nordossetien ist dementsprechend gereizt. Schon vor Monaten sollte der Abschlussbericht vorliegen, doch die Untersuchung zog sich in die Länge. Nun soll der Bericht in seiner endgültigen Form im Herbst vorliegen. Die Bewohner Beslans wollen vor allem wissen, warum so viele Menschen - offiziell gab es 330 Opfer, darunter 186 Kinder - bei dem Blutbad im September sterben mussten.
Alarmstufe Rot in Wladikawkas
Der Prozess gegen Kulajew in Wladikawkas findet unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Polizeieinheiten sichern das Gerichtsgebäude und die Ausfallstraßen der Stadt. Spürhunde und Metalldetektoren sollen Terroranschlägen aber auch Racheakten von Familienangehörigen vorbeugen.
Obwohl die Verhandlung öffentlich ist, dürfen nur etwa 30 Opferangehörige am ersten Prozesstag mit im Gerichtssaal sitzen. Eine weitaus größere Menge wird die Verhandlung vor den Toren verfolgen.
Kein Anwalt will Kulajew vertreten
Die Beweislast gegen Kulajew ist erdrückend. Über 100 Bände umfasst die Anklageschrift, 69 Zeugen will die Anklage befragen. Die Verteidigung hat keinen einzigen Zeugen aufgeboten. Einen Anwalt für Kulajew zu finden, erwies sich als nahezu unmöglich. In ganz Nordossetien fand sich niemand, der diesen Job freiwillig übernehmen wollte. Das Anwaltskollegium bestimmte daher unmittelbar vor Prozessbeginn einen Pflichtverteidiger.
Acht Anklagepunkte hat die Staatsanwaltschaft zusammengestellt. Die schwerwiegendsten Vorwürfe sind Mord, Geiselnahme und Terrorismus. Kulajew droht eine lebenslängliche Haftstrafe.
Seine Beteiligung an der Geiselnahme hat er bereits zugegeben. Er will jedoch niemanden getötet haben. Glauben wird ihm das im Gerichtssaal wohl niemand.
(ab/.rufo)
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