Donnerstag, 28.04.2005
Putin will nicht an die KlagemauerMoskau. Putin soll sich geweigert haben, eine Kipa aufzusetzen, was seinen Besuch an der Klagemauer in Jerusalem unmöglich machte. Auch an anderen Stellen war ein russisch-israelischer Kulturkonflikt spürbar.
|
Am Mittwoch hatte Wladimir Putin nur die Aussichtsplattform an der Klagemauer besuchen dürfen. Der israelische Sicherheitsdienst habe angeblich erklärt, er könne seine Sicherheit in unmittelbarer Nähe der Mauer nicht garantieren, hieß es zunächst. Am Donnerstag verbreitete die Moskauer Tageszeitung „Kommersant“ dann die Kipa-Version. Putin habe mit seiner Weigerung großen Unmut erregt, hieß es.
Kipa-Weigerung erregte Unmut
Alle anderen Staatsführer inklusive des deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder hatten die Prozedur widerstandslos über sich ergehen lassen. Vielleicht sei in der Kipa-Frage noch nicht das letzte Wort gesprochen, schrieb die Zeitung vor dem Treffen des russischen Präsidenten mit dem israelischen Premier Ariel Sharon in einem Kommentar.
Keine Fastengerichte für Putin
Ein weiteres Problem war kulinarischer Art. In der „David-Zitadelle“, wo der russische Präsident untergebracht wurde, gibt es wie auch in anderen israelischen Hotels in der Pesach-Zeit nur mit Wasser angerührtes, ungesäuertes Brot ohne Salz, das dem russischen Geschmack nicht unbedingt entspricht. Außerdem ist Putin gläubiger Christ. Und für Anhänger der russisch-orthodoxen Kirche gilt derzeit vor dem Osterfest am kommenden Sonntag die strengste Fastenzeit.
Der Gast soll Mazzes essen
Es war nicht gesichert, dass sich an der Festtafel in Israel passende Gerichte für den hohen russischen Gast finden werden, die sowohl koscher sind, als auch den russisch-orthodoxen Fastenregeln entsprechen. Der israelische Außenminister Silvan Schalom setzte Gerüchten über einen möglichen Eklat beim offiziellen Essen am Donnerstagabend jedoch mit der Erklärung ein Ende, Putin werde Mazzes essen.
Es wäre wie Tschetschenien-Gipfel in Tel Aviv
Politische Lorbeeren blieben dem russischen Gast zunächst ebenfalls verwehrt. Seine Initiative für eine Nahost-Friedenskonferenz mit israelischer und palästinensischer Beteiligung im kommenden Herbst in Moskau, wurde erst von Tel Aviv und dann auch von Washington zurückgewiesen.
Diplomatisch hieß es, es wäre noch zu früh dafür. Zwar sei ein Gipfeltreffen vorgesehen, aber erst auf der zweiten Stufe des Plans „Straßenkarte“, die noch lange nicht erreicht sei. Ein nicht genannter Mitarbeiter des Premiers Ariel Sharon wurde deutlicher: Genauso gut hätte Israel Russland eine Tschetschenien-Friedenskonferenz in Tel-Aviv anbieten können.
Nahost-Quartett am 8. Mai in Moskau
Der Präsident werde sich dadurch aber nicht entmutigen lassen, heißt es in russischen Medienkommentaren. Der Chef der palästinensischen Autonomie Mahmud Abbas werde das Vermittlungsangebot erwartungsgemäß unterstützen. Auch sei vor der Siegesfeier in Moskau am 8. Mai ein Treffen des „Nahost-Quartetts“ (USA, EU, Russland und UNO) geplant.
(adu/.rufo)
|
|
|
|
Schnell gefunden
|