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Eine Fotomontage von Andrej Tscheschin aus der Ausstellung |
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Freitag, 07.10.2005
Fotoherbst mit russisch-italienischen VorzeichenSt. Petersburg. Der Petersburger Foto-Herbst oder Fotomarathon bietet noch bis Ende Oktober ein breites Programm an Darbietungen von der gediegenen Ausstellung in schwarzweiß bis hin zur frechen Handyfotografie.
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Auch die achte Ausgabe des Events läuft mit internationaler Beteiligung aus Italien, USA, Israel, Frankreich, Finnland und Indien.
Der Petersburger Fotomarathon ist jedes Jahr einem Thema gewidmet. "Stadt-Text" lautet das Motto diesmal. Entsprechend der vielen Lesarten des Titels ist das Angebot an Ausstellungen, Vorträgen und Vorführungen, die noch bis Ende Oktober laufen, groß und vielseitig. Als Stadt ist aber längst nicht nur Petersburg vertreten, sondern weitere Weltstädte wie London, New York, Delhi, Paris und Jerusalem.
Ausgangspunkt ist traditionellerweise das Museum für nonkonformistische Kunst, beziehungsweise das Art-Center Puschkinskaja 10, wo sich gleich mehrere Galerien beteiligen und eine prägende Linie für diesen Anlass setzen: russisch-italienische Schwarzweißpoesie.
Wer ist die schönere Schönheit?
Die Petersburger Fotografen Andrej und Ludmila Tscheschin zeigen hier ihre Städte-Serien "Zwei Venedigs". Dominierend sind klar Andrej Tscheschins Montagen, in denen die klassischen Kanalpartien Petersburgs und Venedigs von Himmels- und Wasserlandschaften durchflossen werden.
Anwesend sind auch seine bereits bekannten Spiegelungs-Montagen aus den 90er Jahren, in denen Kanäle, Prospekte, Paläste und Brücken wie durch ein Kaleidoskop vier- oder fünffach aufs Papier belichtet sind. Die Venedig-Farbreportage Ljudmila Tscheschins wirkt gegenüber der schwarzweißen Kunstfotografie ziemlich konventionell und zeigt, was alle kennen: sonnige Postkartenbilder mit Gondolieri, Palazzi und Piazza di San Marco.
Italienisches Engagement
In der Galerie Foto-Image im selben Komplex begegnen sich Italien und Russland ein weiteres Mal. „Treffpunkt" heißt das Motto der Gegenüberstellung von Asia Nemtschionok und Massimo Bersani in der Navicula Artis. Die Verliebtheit in die Schönheit ihrer Städte und damit die Nähe der Mentalitäten der beiden Länder offenbaren sich auch hier. Diese fotografischen Begegnungen sind kein Zufall, denn als einer der Hauptförderer des Fotoherbstes engagiert sich dieses Jahr das italienische Kulturinstitut und das italienische Generalkonsulat in Petersburg.
In der Puschkinskaja 10 werden des weiteren die Fotoausstellungen „Bemerkungen eines Amateurs am Wegrand“ von Jewgeni Orlow, „Das Gesicht des Leningrader Untergrunds“ mit Bildern aus den 70er- und 80er Jahren von Wladimir Okulow sowie „SnakoMoe“ von Viktor Morosow gezeigt. Die Galerie des experimentellen Tons präsentiert während des gesamten Oktobers ein Film-Programm.
Innovation als Gegenpart zur Tradition
Als erfrischender Gegensatz zur Meisterfotografie im Panorama- und Mittelformat findet sich eine Reihe bunter und innovativer Projekte in LOMO-Manier. So zeigt die Galerie Sarai gleich neben dem Anna-Achmatowa-Haus die russisch-finnische Fotoserie „Kontakt in der Zeit“. Zwei Fotografengruppen haben an einem Sommertag zur selben Uhrzeit Schnappschüsse in den Straßen von Tampere und Petersburg gemacht. Während 36 Minuten (entsprechend der Kapazität eines Kleinbildfilms) frieren die Teilnehmer die Vergänglichkeit des Alltags ein. Obwohl geografisch getrennt, treten die beiden Städte durch die Gleichzeitigkeit in Kontakt miteinander.
Beinahe endlos ist die Liste weiterer Partner-Institutionen, die sich am Marathon mit Vorträgen und Ausstellungen beteiligen. Gerade deshalb sind die zwei Petersburger Fotomonate eine gute Gelegenheit, einmal so richtig in die Galerienwelt Peterburgs einzutauchen.
Nicht nur wegen der Konzentration an Ausstellungen, sondern auch zum Zweck der Orientierung in diesem vielseitigen Groß-Event empfiehlt sich als Start ein Besuch in der Puschkinskaja 10 (die bekanntlich ja nur durch den Hintereingang am Ligowski Prospekt 53 betreten werden kann). Dort kann man sich als Orientierungshilfe mit den nötigen Flyern und Prospekten versorgen denn die offizielle Webseite (www.photomaraphon.spb.ru) befand sich bis zum SPZ-Redaktionsschluss noch immer im Aufbau.
(eva/SPZ)
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