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Dauerstau: Wie St. Petersburg unter die Räder kam
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Gewinnt an Fahrt, wenn auch nur mit halber Kraft: die Petersburger Wirtschaft. (Foto: Eugen von Arb)

Häfen, Werften, Brauereien, Museen und Tourismus

Zwar hat Peterburgs Hafen, der im Gegensatz etwa zu Kaliningrad nicht eisfrei ist, sowohl wirtschaftlich wie auch strategisch heute längst nicht mehr jene Bedeutung wie noch in der Vorkriegszeit. Aber er noch immer gehört er zu den Ostsee-Häfen mit dem höchsten Güterumschlag. Nicht nur zur See hin erfüllt die Stadt sämtliche Ansprüche an ein wirtschaftliches Tor gegen Westen. Auch an Land verfügt die einstige Hauptstadt ein für russische Verhältnisse sehr leistungsfähiges Transportnetz.


Ein dichtes Straßen- und Schienennetz, das Züge von fünf Bahnhöfen aus in alle Himmelrichtungen führt, sowie ein internationaler Flughafen verbinden die Stadt mit dem Landesinnern und der Welt.

Kräftiger Aufschwung für die Wirtschaft in Petersburg

Trotz des Untergangs der Sowjetunion, den chaotischen Jahren der Privatisierung in den 90ern und dem erneuten Rubel-Crash von 1998 wächst die Wirtschaft auch in diesem Teil Russlands wieder. Im Jahr 2002 wurden die Bereiche Nahrungsmittel (34,9 Prozent), Metall- und Maschinenbau (33,4 Prozent), Metallurgie (4,7 Prozent), Baustoffe (3 Prozent), Holz und Zellulose (2,4 Prozent) sowie Chemie und Petrochemie (1,2 Prozent) als wichtigste Sektoren der Petersburger Industrie aufgeführt.

Informationstechnologie und der Dienstleistungssektor gewinnen zunehmend an Bedeutung. Das industrielle Wachstum im selben Jahr betrug 131,4 Prozent.

Schwerter zu Pflugscharen – Rüstungskonversion klappte selten

Da die Stadt zur Sowjetzeit über ein großes Potenzial an Rüstungsindustrie verfügte, das nach dem Systemwechsel größtenteils stillgelegt wurde, ist heute die Suche nach Investoren im zivilen Bereich von hoher Bedeutung. So haben unter anderem internationale Konzerne wie Wrigley, Gilette, Rothmans, Unilever, Japan Tobacco und Coca-Cola in Werke in Petersburg investiert.

Als erstes westliches Automobilunternehmen errichtete Ford vor den Toren Petersburgs ein eigenes Werk in Russland, wo der „Focus“ vom Band läuft.

Grossaufträge für die Werftindustrie – und florierende Brauereien

Von den ehemals sowjetischen Unternehmen haben nach der Wende nur wenige den Turnaround geschafft. Zu nennen wären da zum Beispiel die Kirow-Werke (Stahl, Traktoren), das Ishorski Sawod (u.a. Hersteller von Atomkraftwerken), Elektrosila (Turbinen und andere Komponenten zur Energiegewinnung), oder der LOMO-Optikkonzern.

Auch die Werftindustrie, welche zunächst stark vom Bestellungsrückgang für die Rüstungsindustrie betroffen war, hat in den vergangenen Jahren wieder Grossaufträge für Militär und ausländische Handelsflotten erhalten. Als Beispiel für eine erfolgreiche Neugründung gilt die Bierbrauerei Baltika, die sich in einem Jahrzehnt zur größten Braustätte Europas mauserte.

Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige

Der Tourismus ist ein sehr bedeutender Zweig der Peterburger Wirtschaft mit großem Wachstumspotential und lässt für die Zukunft Hoffnung verheissen. Die UNESCO hat die Stadt unter den zehn attraktivsten Reisedestinationen der Welt eingereiht. 2002 haben mehr als 2,6 Millionen Touristen, davon rund 800.000 aus Russland, St. Petersburg besucht. Insgesamt wurden drei Millionen Hotelübernachtungen registriert.

Wachstum und Entwicklung Peterburgs, das durch seine Nähe zu Skandinavien und dem Baltikum und dem übrigen Europa als wirtschaftliche Drehscheibe prädestiniert ist, werden durch Zentralismus, Bürokratie und Korruption im Staatsapparat gebremst. Durch die EU-Osterweiterung verstärkte sich aber auch der politische Druck in Richtung einer weiteren Öffnung des „Fensters nach Europa“.

(eva/.rufo/2005)






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