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Was heute schmuckvolle Titel wie „Venedig des Nordens“ oder „Architekturmuseum unter freiem Himmel“ trägt, hat einen geographisch begründeten und eigentlich militärisch-strategischen Ursprung: Die Schlüsselstellung zwischen Ostsee und Ladogasee, zwischen den Einflussbereichen von Schweden und Russen bestimmte den Standort der Festungs- und Hafenstadt Peterburg im ansonsten völlig unwirtlichen, morastigen Gebiet.
Strategische Lage
Die Stadt sichert die Mündung der Newa in den Finnischen Meerbusen gegen Westen hin. Die Newa bildet eine 74 Kilometer langen und bis zu 650 Meter breiten natürlichen Verbindungskanal zum Ladogasee im Osten.
Der eigenständige Stadtbezirk St. Petersburg mit einer Fläche von rund 2000 Quadratkilometern ist umgeben vom Leningrader Gebiet, das im Gegensatz zur Stadt seinen sowjetischen Namen behalten hat. Es grenzt im Norden an Finnland und Karelien, im Süden an die Verwaltungsgebiete Nowgorod, Pskow und an Estland sowie im Osten an das Gebiet Wologda.
Die Stadt der Flüsse und Brücken
St. Petersburg wird von der Newa durchflossen. Die Kleine und die Große Newa sowie die Große und die Kleine Newka (dt. „Newachen“), in die sich der Strom in der Stadtmitte teilt, sowie rund 40 kleinere Gewässer und Kanäle mit einer Gesamtlänge von über 200 Kilometern unterteilen das Stadtgebiet in 40 Inseln, die durch über 400 Brücken und Stege verbunden sind. 20 davon sind Zugbrücken, die nachts nach einem besonderen Stundenplan für den Schiffverkehr gehoben werden können.
Auf Sumpf gebaut
Wasser dominiert nicht nur an der Oberfläche, sondern auch im Untergrund. Der vorwiegend sandige Boden, der wenn überhaupt nur von einer dünnen Humusschicht bedeckt ist, und knapp über dem Meeres- und Grundwasserspiegel liegt, kann nur durch ein ausgeklügeltes Drainagesystem trocken und tragfähig gehalten werden. Das führt oft zu
statischen Problemen und macht den Bau von Kellern vielerorts unmöglich. Peterburgs Metro ist aus diesem Grund die tiefstliegende Untergrundbahn der Welt. Sie wurde unter dem Sumpf gebaut.
„Der Mensch ist kein Fisch. Unter Wasser kann er nicht leben“
Das soll Fürst Melnikow gesagt haben, als Peter der Grosse den Standort für seine neue Hauptstadt festlegte. Wenn die Flut kommt, wie es statistisch gesehen im Lauf der 300jährigen Geschichte der Stadt beinahe jährlich geschehen ist, dann kann das Wasser mehr als vier Meter über den Normalpegel hinauskommen.
Soviel wurden am 7. November 1824 während des Rekord-Hochwassers gemessen.
Wo der Moorgrund trockengelegt ist, gibt er außer Ton, Sand- und Bernstein einen weiteren wertvollen Bodenschatz frei: Torf. Dieser billige und relativ hochwertige Brennstoff wurde lange industriell abgebaut und in Heizkraftwerken verfeuert.
(eva/.rufo)
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