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Straßenbahn

Petersburg und seine "tramwaj" - die Geschichte einer Hassliebe: Einerseits wird immer wieder stolz betont, dass Petersburg die Stadt mit dem längsten Trambahnnetz der Welt ist (auch wenn in den letzten Jahren einige Linienäste im Stadtzentrum stillgelegt wurden, es sind noch 600 km). Andererseits dürfte sich kaum eine Großstadt finden, in der das Netz und der dazugehörige Fuhrpark so heruntergekommen sind.

Die Tram leidet an Geld- und Liebesentzug: Die Autofahrer verfluchen die Straßenbahn als rollendes Verkehrshindernis, die Denkmalschützer kreiden ihr die buchstäbliche Zerrüttung der alten Bausubstanz an und die Passagiere schimpfen über Unpünktlichkeit, Langsamkeit und häufige Routenwechsel wegen irgendwelcher Bauarbeiten.

Kurzum: Tramfahren in Petersburg ist eine rustikale Rüttelpartie für den Touristen, aber eine Tortur für alle, die tagtäglich auf dieses Verkehrsmittel angewiesen sind. Für Seightseeing-Trips empfehlen sich die Linien 31 und 34, die beide von der Metro-Station Narwskaja auf verschlungenen Wegen durch die Innenstadt auf die Kreuzinsel (Krestowski Ostrow - dort gleichnamige Metro-Station) fahren - sofern die Fahrtroute nicht gerade mal wieder umgekrempelt wurde.

Welche Tram wohin fährt, ist nur an der stichwortartigen Routenbeschreibung an der Wagenseite zu erkennen. Die Haltestellen sind mit einem kyrillisch-stilisierten Schreibschrift-"t" gekennzeichnet, dass aussieht wie ein "m". Die vorbeikommenden Linien stehen auf einem winzigen Blechschild, dass an der Oberleitung baumelt. Ansonsten ist Trambahnfahren - rein passagiertechnisch gesehen - unkompliziert: Man steigt ein, begibt sich zum "Konduktor" (Schaffner) oder wartet darauf, dass sich diese/r durch den "Salon" arbeitet, bezahlt 10 Rubel, bekommt dafür ein winziges Pergamentpapier-"Billet", dass man für den seltenen Fall einer Fahrscheinkontrolle bis zum Aussteigen aufbewahrt.

Die Strafe für Schwarzfahren beträgt übrigens 100 Rubel - die sollte man dann aber wirklich in der Tasche haben, sonst kann es ernsthaft Ärger geben. Falls der Kontrolleur jedoch mehr fordert oder von "Miliz" oder ähnlich Schrecklichkeiten faselt: Lassen Sie ihn einfach stehen - wahrscheinlich versucht ein Ganove da wieder diesen billigen Trick zum Ausnehmen unbedarfter Ausländer. (ld/rufo)


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