Dienstag, 17.05.2005
Kaliningrad: Nicht im Flug erreichbarKaliningrad. Zum Jubiläum erwartet Kaliningrad tausende auswärtige Gäste. Ihre Anreise wird ein Problem, denn neben zu wenig Zug- und Busverbindungen ist vor allem der Flughafen kaum leistungsfähig.
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Im Flugverkehr ist Kaliningrad echte russische Provinz: Die Landebahn ist holperig, alte Radaranlagen rosten am Rande des Geländes vor sich hin. Auch das Abfertigungsgebäude hat schon bessere Zeiten gesehen.
Wer auf dem Flughafen „Chabrowo“ landet, spaziert die paar hundert Meter von der Gangway über das Rollfeld zur Gepäckhalle schon mal allein zu Fuss. Gefährlich ist das nicht: Es gibt nicht sehr viele Flüge am Tag. Oft steht das Flugzeug ganz allein auf dem Rollfeld. Das Gepäck wird den Passagieren vom Bordpersonal aus dem Flugzeug fast in die Hand gegeben.
Beim Abflug geht es ähnlich familiär zu. Der Wartesaal ist unrenoviert und dunkel. Wer frische Luft oder eine Zigarette braucht, geht einfach durch eine Schwingtür die paar Stufen hinunter direkt auf das Rollfeld. Das Personal stört das nicht.
Ohne Westanbindung
Während Kaliningrad nach Osten mit regelmäßigen Flügen an Moskau und St. Petersburg angebunden ist, gibt es zwischen der russischen Exklave und Westeuropa kaum direkte Verbindungen. Sechs Flüge pro Woche zwischen Warschau und Kaliningrad und ein einziger Flug nach Kopenhagen - mehr steht in Richtung Europa nicht auf der Anzeigetafel.
Und somit liegt das vom eigentlichen Flughafen abgelegene Gebäude für internationale Flüge meist verwaist da. „Schrecklich“ sei der, winkt ein junger Kaliningrader Touristenführer ab. Ein deutscher Geschäftsmann spricht vom „Agrarflughafen“. Denn ankommende Fluggäste, die nicht abgeholt werden, haben ein Problem: Es gibt keine öffentliche Verkehrsanbindung für diesen Teil des Flughafens. Wegen der wenigen Flüge verirren sich nicht einmal die Taxifahrer dorthin.
Modern ab 2007
Pläne zur Modernisierung des Flughafens existieren schon lange. Im „Föderalen Zielprogramm zur Entwicklung des Kaliningrader Gebietes“ ist die umfassende Umgestaltung bis 2007 festgeschrieben. Bislang vermitteln jedoch lediglich farbenfrohe Computeranimationen ein Bild vom künftigen Flughafen.
Um sich zu den offiziellen Jubiläumsfeierlichkeiten Anfang Juli keine Blöße geben zu müssen, soll nun in einer Hauruck-Aktion zumindest die Start- und Landebahn repariert werden. Vom 14. Mai bis zum 29. Juni werden bei laufendem Flugbetrieb mehr als 2 Kilometer Piste erneuert.
Damit wird die Exklave vorübergehend noch schwerer erreichbar: Fast die Hälfte aller Flüge wurde bis Ende Juni einfach gestrichen - an vier Tagen in der Woche kann der Flughafen entweder nur noch vor- bzw. nachmittags angesteuert werden.
Eine Uni-Dozentin, die über Moskau nach Samara fliegen wollte, erfuhr nur durch Zufall von ihrem kurzfristig gestrichenen Flug am Sonntag Mittag. Da am Samstag bereits alles ausgebucht war, blieb ihr die Option, bereits zwei Tage vorher am Freitag oder aber am Sonntag Abend zu fliegen und somit spät nacht Mitternacht in Samara anzukommen.
„Kaliningradavia“ darf wieder fliegen
Ab Anfang Juli aber soll der normale Flugbetrieb wieder aufgenommen werden. Neben einer neuen Landebahn wird es dann auch wieder mehr Flüge - zumindest in Richtung Osten - geben: Die Föderale Behörde zur Transportüberwachung hat der Gesellschaft „Kaliningradavia“ erlaubt, den Flugbetrieb wieder aufnehmen. Dem Unternehmen war im April wegen eklatanter Sicherheitsmängel vorrübergehend die Lizenz entzogen worden.
(jm/.rufo)
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