Bargusin
Grünschnabel
Anmeldungsdatum: 24.09.2003
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Wohnort: Nordschwarzwald
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Verfasst am: Fr Mai 28, 2004 8:09 am Titel: Was hat uns dein Name zu sagen, Baikal ? |
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Bild- und Textband: БАЙКАЛ - BAIKAL
Verlag Planeta, Moskau, 1990
Was hat uns dein Name zu sagen, Baikal?
Wissenschaftler, die den Gleichklang im Burjatischen, Jakutischen, Ewenkischen und in den Dialekten der Ureinwohner von Transbaikalien, der Kurvkanen, erforschen, suchen seit langem das Geheimnis seines Namens zu enträtseln.
Wer sich einen Pfad durch den Windbruch der Taiga gebahnt und als erster das Leuchten des Wassers erblickt hat, mochte ihn Reiches Feuer" genannt haben, ohne in der mongolischen Wortverbindung bai" und gal" eine Metapher zu sehen. Ist dieser Name aber eigentlich nicht zu poetisch und zu allegorisch, um sich durch die Jahrhunderte zu bewahren?
Im Burjatischen bedeutet ',baigal-dalaj" Natürliches Meer". Im Jakutischen heißt bai" und kel" Reicher See". In der Tat ist er von der obersten bis in die tiefsten Schichten reich mit Flora und Fauna besiedelt, (was den Baikalsee von anderen tiefen Seen der Welt unterscheidet), von denen über die Hälfte endemischen Ursprungs, d. h. sonst nirgendwo auf der Welt anzutreffen sind. Hier lebt die Baikalrobbe, eine Verwandte des Seehundes, hier tummelt sich der berühmte, zarte Omullachs, der Stör, die muntere Äsche und der zartrosa lebendgebärende Spinnenfisch (Golomjanka), fast durchsichtig vor Fett, der sonst nirgendwo auf der Welt aufgefunden worden ist und dessen Fett in der tibetanischen Medizin verwendet wird. Dieser Fisch lebt niemals in Schwärmen und bevölkert alle Schichten des Baikalsees, er setzt darüber hinaus die Ichthyologen in Erstaunen, weil er dem Druck einer enormen Wasserschicht standhält. Viele Kaulkopfarten sind einzig im Baikalsee anzutreffen. Einer der ersten russischen Schriftsteller, der Protopope Awwakum aus dem 17. Jahrhundert, der später in Ungnade fiel und nach Sibirien verbannt wurde, berichtete in seiner Lebensbeschreibung über die Natur des Baikalsees: Vögel, Wildgänse und Wildschwäne leben hier zuhauf, sie schwimmen wie dichte Schneeflocken auf diesem Meer. Hier gibt es auch viele Fische: Stör und sibirischer Lachs, Sterlet, Omul; Blaufelchen und viele andere Arten. Der Baikal ist ein Süßwassersee, in dem sich Robben und Seehunde tummeln. Im großen Meer, im Ozean, am Mesen habe ich Ähnliches nicht geschaut. Der See ist sehr fischreich - Störe und Lachse sind gar zu fett, um sie auf der Pfanne zu braten . . ."
Vielleicht gab ein uraltes, hochentwickeltes Volk, das eine eigene Schriftsprache besaß und in dieser Gegend im 6.-B. Jahrhundert v.u.Z. siedelte, die Kurvkanen, dem See seinen Namen? In ihrer Sprache bedeutet Baikal viel Wasser".
Der See ist in der Tat sehr wasserreich - 23 000 Kubikkilometer reinstes wunderbar schmackhaftes, mit Sauerstoff angereichertes Wasser, so kalt, daß die Zähne beim Trinken schmerzen; es macht 25 Prozent der Weltwasserressourcen und 86 Prozent der Süßseewasservorräte der Sowjetunion aus.
Um den Kessel des Baikalsees, der von Unterwassergraten in drei Senken unterteilt ist - in die südliche, die mittlere und die nördliche - mit Wasser zu füllen, brauchten alle Flüsse der Erde - Wolga und Don, Dnjepr und Jenissej, Ural und Ob, Ganges und Orinoko, Amazonas und Themse, Seine und Oder - und all ihre Schwestern auf allen Kontinenten fast ein Jahr, alle Flüsse und Flüßchen, die gegenwärtig ins sibirische Meer münden, benötigten sogar ganze vierhundert Jahre. Ein Geheimnis des märchenhaft klaren Baikalwassers besteht darin, daß jeder Tropfen, der in den Baikal aus seinen Zuflüssen gelangt, hier jahrelang geklärt wird. Für seine Sauberhaltung sorgt auch ein winziger Krebs, der Baikal-Epistschura, der die kleinsten Algen und Bakterien vertilgt. Dieser Krebs ist nur anderthalb Millimeter lang, aber auf einen Quadratmeter Wasserschicht zählen die Wissenschaftler zuweilen bis zu drei Millionen dieser Tierchen! Im Verlauf eines Jahres ist eine Armada der unersättlichen kleinen Krebse in der Lage, dreimal die oberste Fünfzigmeter-Wasserschicht zu säubern. Ein anderer kleiner Krebs, der Makrohektopus, der zu den Seitenschwimmern gehört, - die hiesigen Einwohner nennen ihn auch Jur - vernichtet zwanzigmal mehr als die Epistschura-Krebse alles, was die obersten Wasserschichten dieses Sees verschmutzen könnte. Die Seitenschwimmer vertilgen auf dem Grund tote Fische, ertrunkene Insekten und sogar Tiere, die in den Strudel gerissen worden sind. So bewahren die kleinen Hüter des Baikal die Reinheit und Klarheit dieses legendären Sees.
http://www.ozon.ru/context/detail/id/135552/ |
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